Am Wegesrand

Gedenktafel für jüdischen Friedhof bei dem Dorf Bogusławie. TAL

Vor dem Dorf Bogusławie unweit von Stepnica auf dem Weg nach Wolin glänzt am Straßenrand ein Davidstern in der Sonne auf. Ein Gedenkstein erinnert hier an einen kleinen Friedhof, den jüdische Familien aus der Gegend Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt hatten. Für die Familien Cohnreich aus Stepnica (Stepnitz), Cohn und Levy aus Żarnów (Alt Sarnow) und Hirschbaum aus Rzystnow (Rißnow) waren die jüdischen Friedhöfe auf der Insel Wolin einfach zu schwer zu erreichen, sodass sie sich hier einen eigenen anlegten. Bis zum Zweiten Weltkrieg befanden sich auf dem Friedhof einige Dutzend Gräber.

Stein mit Gedenktafel für jüdischen Friedhof bei dem Dorf Bogusławie. TAL

Der Friedhof wurde in den letzten Kriegswochen schwer beschädigt. Die Granattrichter sind heute noch zu erkennen. Beim aufmerksamen Suchen findet man einzelne Reste der Grabsteine.

Reste eines Grabsteins auf jüdischen Friedhof bei dem Dorf Bogusławie. TAL

Der Friedhof wurde 2018 in das regionale Denkmal-Register aufgenommen.
Die ersten Juden in Hinterpommern lassen sich 1663 mit dem portugiesischen Kaufmann Jeremias Fürst aus Hamburg nachweisen. Er war mit einem Pass für Handelsangelegenheiten unterwegs und betrieb einen Edelsteinhandel. Ohne ein solches Papier mussten Juden innerhalb von zwei Wochen das Land verlassen. Während der brandenburgische Kurfürst und der Landadel Juden zur Entwicklung des Handels förderten, lehnte die christliche Kaufmannschaft sie als unwillkommene Konkurrenz ab. Obwohl sie mit höherer Abgaben belegt wurden, versorgten die jüdischen Händler die Landbevölkerung günstig mit Waren, die sonst nur teurer in den Städten zu erhalten waren.

Stadtansicht von Cammin 1939. Historische Postkarte. Fotograf unbekannt. Fotopolska.eu

1682 beschuldigten die Vertreter der pommerschen Städte und von Cammin (Kamien Pomorski) die Juden, den damaligen Pestausbruch verursacht zu haben. Erst 1695 erhielt Salomon Jacob wieder die Erlaubnis, sich in Cammin niederzulassen. 1796 erhielt Moses Lewin aus Frankfurt an der Oder einen Pass und das Privileg in Hinterpommern und dem Herzogtum Cammin Handel treiben zu dürfen. Auf der Insel Wolin kam es unter Friedrich II. zu einer ersten Ansiedlung von Juden. Sie sollten damals dort Wollspinnereien aufbauen. Die Familien stammten aus anderen pommerschen Orten und sind in Wolin erst nach 1812 nachweisbar. Mit Anfang des 20. Jahrhunderts emigrierten eine bedeutende Anzahl von Juden, sodass in der NS-Zeit insbesondere nach der Reichspogromnacht 1939 nur noch einzelne Juden in dieser Region nachweisbar waren.
art-