Ein Artikel im Tagesspiegel kann nicht unkommentiert bleiben. So berichtet Cay Dobberke in der Printausgabe vom 2.Februar 2023 über den neuesten Stand der Diskussion am Gedenkort Gleis 17.
Die Moses Mendelssohn Stiftung stellte im Januar eine veränderte Planung für das projektierte Bildungs- und Gedenkzentrum Else Ury Campus vor. Es soll auf einem Nachbargrundstück vom Gedenkort Gleis 17 errichtet werden. Die jüdische Gemeinde zu Berlin möchte auf diesem Campus nicht mehr als zehn Studierende sehen, sonst sieht sie “die Ruhe des Mahnmals gestört” – eines Mahnmals, das an die Deportation und Ermordung vieler Berliner Juden erinnert. Auf einer Diskussion mit Anwohnern waren Stimmen zu hören, die sich eine kleine und feine Gedenkstätte wünschten, die Probleme mit dem Autoverkehr und die Vermüllung des Mahnmals Gleis 17 vorhersahen.
Fährt man sieben S-Bahn-Stationen nach Osten, trifft man auf den Gedenkort Güterbahnhof Moabit mit dem Gleis 69. Von hier aus sind die meisten Deportationszüge Berlins abgefahren. Unmittelbar am Gedenkort führt die stark befahrene Ellen-Epstein-Straße entlang. Der Verkehrslärm macht eine Unterhaltung hier fast unmöglich.
Der Gedenkort liegt zwischen zwei stark frequentierten Parkplätzen. Auf der einen Seite ein Baumarkt, auf der anderen Seite ein Discounter. Die PKW stehen teilweise auf der denkmalgeschützten Deportationsrampe. Diese Deportationsrampe ist nach Ansicht von Fachleuten in den nächsten Jahren in ihrem Bestand gefährdet.
Die verwunderte Betrachterin, der verwunderte Betrachter müssen allein durch den äußeren Eindruck zu dem Schluss kommen, dass Mahnorte in Berlin unterschiedliche Ansprüche auf Ruhe und Würde – und auch gesellschaftliche Aufmerksamkeit haben. Auch wenn sie in demselben historischen Zusammenhang stehen.
Ein aktueller Runder Tisch, der sich mit der gefährdeten Deportationsrampe am Gleis 69 beschäftigt, hat jetzt die Chance, diesen verstörenden Eindruck zu korrigieren.
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