. . . gestern abend am Hansaplatz, der Lichthof voll von fröhlichen Leuten in Erwartung einer Filmoper, Uraufführung. . . deutsche wohnen (was singen die diven) von Ulf Aminde mit Christoph Grund . . . dann erscheint eine Geigerin auf der Mauer, eine Kamera fliegt über das zerbombte Berlin, eine Sängerin ist plötzlich auf einer Hochhauswand zu sehen – und zu hören . . .
die Filmoper entfaltet ein mehrdimensionales Bild des Lebens in der Stadt, im Nachkriegsberlin. Hansaviertel – Stalinallee, zwei Systeme stehen sich gegenüber. Sind die Neubauten nur ein Verband , der die unbewältigte Geschichte wie eine weiter schwärende Wunde zudeckt?
Miriam Schickler hat am Film mitgearbeitet und sich im Vorfeld bei Phillip Dinkelaker und bei Gleis 69 e. V. informiert. So sind Sequenzen über den Abriß der Synagoge Levetzowstraße und über die „Überformung“ der Deportationsrampe am Güterbahnhof Moabit durch den Parkplatz eines Supermarktes zu hören.
Der Film zeigt weiter die soziale Achse und die ökonomische. Die zweite Haut des Menschen, seine Wohnung, wird zum Objekt der Begierde von Investoren und Spekulanten. Das Versprechen einer neuen, hellen und guten Zukunft löst sich vor der Realität des Marktes in ein Nichts auf. Wer trägt dafür die Schuld? Ein Chor ist zu hören. Die Angst vor Unbehausung wird greifbar, die Wut über die Bedrohung der eigenen Lebens- und Wohnsituation ist groß.
Eindrucksvoll.
Leider hatten die Veranstalter aus unbekannten Gründen den Beginn der Filmoper um eine halbe Stunde in den späteren Abend verlegt. Um 22 Uhr wurde es empfindlich kalt, sodass Besucher dann den ungemütlichen Ort verließen, der Recensent ebenfalls. Schade.
TOL-