Ein deutliches Aufatmen war zu ahnen, als die akute Sperrung der Berlinischen Galerie in den letzten Tagen wieder aufgehoben wurde. Sie war wegen des Verdachts ernsthafter baulicher Mängel am Dach notwendig geworden. Damit kann auch die bemerkenswerte Lotte Laserstein-Ausstellung wieder besichtigt werden.
Laserstein ( * 28.11.1898) gehörte zu den ersten Malerinnen, die ihre akademische Ausbildung abschließen konnten. Sie stammte aus einer jüdischen Apothekerfamilie in Preussisch-Holland / Ostpreußen ( heute Paslek / Polen ) , begann 1918 nach dem Abitur ein Studium in Philisophie und Kunstgeschichte und besuchte gleichzeitig eine Schule für Gebrauchsgraphik. Anschließend wurde sie auf der Akademische Hochschule für die bildenden Künste Berlin in die Klasse von Erich Wolfsfeld aufgenommen.
In ihrer Malweise, insbesondere bei den zahlreichen Portraits, entwickelte sie einen realistischen Malstil, der eher dem 19 Jahrhundert als den Zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts zuzuordnen ist. In ihren Bildern läßt sich gut ihr aufmerksamer Blick auf die veränderte gesellschaftliche Rolle der Frau erkennen. Dabei hob sie sich spürbar von dem „völkischen Realismus“ der Dreissiger Jahre ab.
In einzelnen ihrer Werke, wie dem „Abend über Potsdam“, kommen ganz andere beunruhigende Hintergründe zur Darstellung.
1933 erhält sie Ausstellungsverbot, 1935 wird sie aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen und muß ihre private Malschule schließen. !937 findet eine Ausstellung ihrer Werke in Schweden statt. Nach dem Besuch dieser Ausstelung bleibt sie in Schweden und bestreitet ihren Lebensunterhalt mit Portraitmalerei. Es gelingt ihr nicht, ihre Mutter nach Schweden nachzuholen. Meta Laserstein stirbt 1942 im KZ Ravensbrück.
In Ihren eigenen Äußerungen wird deutlich, daß sie nicht mehr an ihre künstlerische Entwicklung in Berlin anknüpfen konnte. Eine Erfahrung, die viele andere Künstler, die ins Exil gehen mußten, mit ihr teilen. Sie starb am 21.1.1993 in Kalmar / Schweden.
Die Ausstellung „Lotte Laserstein – Von Angesicht zu Angesicht“ ist noch bis zum 12.August 2019 in der Berlinischen Galerie zu sehen. –
Versäumen Sie sie nicht.
art-
Berliner Gedenktafel für Lotte Laserstein
Am Montag, dem 22. Juni 2020, wurde an dem früheren Wohnhaus der Malerin Lotte Laserstein in der Wilmersdorfer Jenaerstr. 3 eine Gedenktafel
enthüllt. Mit Rücksicht auf die Pandemiezeiten ohne Reden und Empfang.
Schade.