Jüdische AfD-Wähler?

Jotam Confino wirft in Haaretz vom 24.01.2021 einen kritischen Blick auf die Behauptung von AfD-Mitgliedern, dass sie die Interessen der deutschen Juden und Israels verträten.
Als Beleg dafür verweist Artur Abramovych als ihr Vertreter auf die Arbeitsgruppe der Juden in der AfD, auf einen großen jüdischen Anteil unter ihren Wählern und die Stellungnahme von Yair Netanjahu, dem Sohn des istaelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Er hatte ein freies, demokratisches und christliches Europa zur Überwindung der globalistischen EU gefordert.
Dagegen betone der Zentralrat der Juden in Deutschland in einer Stellungnahme, dass sich die AfD durch Hassreden gegen Juden und die Verneinung des Holokaust auszeichne. Sie sei eine antidemokratische, inhumane und in großen Teilen rechtsextremistische Partei.
bramovych verwies in diesem Zusammenhang auf unterschiedliche politische Einstellungen in der deutschen Judenschaft und behauptete, dass europäische Rechtsparteien als einzige gegen Antisemitismus und radikalen Islamismus angingen.
So schmückte sich die AfD auch mit dem Auftritt des jüdischen Journalisten Henryk Broder im Januar 2019, der diese Partei vom Antisemitismus freisprach.
Viele der jüdischen AfD-Wähler werden unter den russischsprechenden Deutschen, den Kontingentflüchtlingen und ihren Nachkommen, vermutet. Sie machen einen Anteil von 80 bis 90 % der heute in Deutschland lebenden 200 000 Juden aus. Die AfD spricht in ihren Verlautbarungen gezielt diesen Personenkreis an.
Abraham Lehrer vom Zentralrat bezweifelt diese Annahme, kann aber auf keine entsprechenden Untersuchungen verweisen. Sergey Lagodinsky, grüner Abgeordneter im Europaparlament, sieht dagegen sehr wohl eine Verbindung der AfD zu Rußland. Dazu passen Stellungnahmen der AfD im Bundestag und ein kürzlich erfolgter Besuch ihrer Vertreter beim russischen Präsidenten Putin. Er verweist dabei auch auf die Jüdische Rundschau von Rafael Korenzecher, die er als ein russisch-jüdisches Fenster in die Politik bezeichnet. In ihrer Ausrichtung sei sie pro-AfD, pro-Trump und gegen Merkel eingestellt.
Trotz anderslautender Untersuchungen und ähnlicher offizieller Zahlen weist die AfD die Feststellung zurück, dass antsemitische Angriffe überwiegend rechtsradikalen Tätern anzulasten sind.


Im Rahmen der kommenden Bundestagwahlen ist es sicherlich interessant die weitere Entwicklung in diesem politischen Spektrum zu verfolgen. Vielleicht geben genauere Untersuchungen bald mehr Aufschluß.

art-