Nachdem die Gedenkfeier im letzten Jahr pandemiebedingt ausgefallen war, fand sie jetzt wieder unter den entsprechenden Hygieneauflagen statt. Die TeilnehmerInnen versammelten sich in der Großen Hamburger Straße vor dem Denkmal für das Jüdische Altersheim. Die Gestapo hatte das Altersheim 1942 in ein Sammellager für die Deportationen umgewandelt.
Nach dem El Male Rachamin von Kantor Simon Zkorenblut und dem Kaddisch vom Rabbiner Jonah Sievers setzte sich der Zug in Richtung Rosenstraße in Bewegung.
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Dort an der Skulptur von Ingeborg Hunzinger begrüßte Dr. Andrea Riedle als Vertreterin der Ständigen Konferenz und Direktorin der Stiftung Topographie des Terrors die TeilnehmerInnen.
Franziska Giffey verwies als Regierende Bürgermeisterin von Berlin auf die Fabrikaktion am 27.Februar 1943 als geschichtlichen Hintergrund und auf den folgenden Protest der Frauen in der Rosenstraße.
Sie ging aber auch auf den Krieg in der Ukraine ein und die Vorbereitungen, die Berlin in Erwartungen der ukrainischen Flüchtlinge bereits trifft.
Dr. Mario Offenberg von Adass Jisroel schilderte die Einzelheiten zu den Deportationen aus Berlin und die hoffnungslose Situation der Juden unter diesen Umständen. Daran an schloss sich ein Trialog der Kantorin Esther Hirsch, der Pfarrerin Marion Gardei und der islamischen Theologin Kübra Dalkilic.
Esther Hirsch beendete die Feier mit einem Hebräischen Gebetsgesang.
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Schülerinnen und Schüler des Moses Mendelssohn-Gymnasium sorgten für die musikalischen Unterbrechungen. Eine willkommene Gelegenheit, seinen eigenen Gedanken nachzuhängen.
Etliche Meter entfernt von Ingeborg Hunzingers Figurengruppe kann man einen steinernen Betrachter entdecken. Er wird sicherlich kaum wahrgenommen. Auch sein äußerer Zustand lässt darauf schließen.
Dabei steht seine Bank auf dem Grundstück Rosenstraße 2-4. Hier befand sich das Gebäude der Jüdischen Gemeinde, in dem die Gestapo nach dem 27. Februar 1943 Hunderte von jüdischen Kindern und Männern festhielt, während ihre Mütter und Frauen draußen auf der Straße ihre Freilassung forderten. Mehrere Tage lang. Die meisten wurden dann tatsächlich freigelassen.
Der steinerne Betrachter blickt auch auf den Platz, auf dem als erste Synagoge Berlins die Gro0e Synagoge in der Heidereuter Gasse stand. In den Boden eingelassen, um die erlaubte Höhe nicht zu überschreiten und dennoch eine Frauenempore möglich zu machen. –
Was man alles sehen kann, wenn man davon weiß . . . .
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