Der Rote Stoßtrupp

Die Erinnerungsstele für den „Roten Stoßtrupp“ in der Burgstr. 28. TAL

Am 9.Oktober 2024 konnte Frau Nora Hogrefe, Leiterin der Koordinierungsstelle Historische Stadtmarkierungen beim Aktiven Museum, eine größere Gruppe von InteressentInnen in der Burgstr.28 begrüßen. Sie waren zur Enthüllung der Erinnerungsstelle für den „Roten Stoßtrupp“ gekommen.

Nora Hogrefe, Leiterin der Koordinierungsstelle Historische Stadtmarkierungen beim Aktiven Museum Faschismus und Widerstand, bei der Begrüßung.
Neben der Stele ist am Haus Burgstr.28 die Erinnerungstafel an des Judenreferat der Leitstelle der Berliner Gestapo erkennbar. TAL

Die Widerstandsgruppe gegen das NS-Regime hatte in diesem Haus einen geheimen Druckort für ihre Untergrundzeitung betrieben. Da es mehrjährige Bemühungen gebraucht hatte, diese Stele zu realisieren, waren dem Promotor dieses Projektes, Dennis Egginger-Gonzalez, deutlich seine Erleichterung und Befriedigung anzumerken. Über zehn Jahre hatte er als Politologe zu diesem Thema bereits recherchiert und eine Dissertation geschrieben.

In seinem Vortrag schilderte er ausführlich, wie sich die Gruppe bereits 1932 nach dem „Preußenschlag“, der Entmachtung der preußischen Regierung, gebildet und auf die Untergrundarbeit vorbereitet hatte. Sie gab die Untergrundzeitung „Der rote Stosstrupp“ heraus und konnte sie anfangs regelmäßig und in großer Stückzahl im ganzen Reich verbreiten.

Dank frühzeitig in NS-Institutionen eingeschleuster Informanten verfügte sie über wichtiges Insider-Wissen. 1934 gelang es der Gestapo, einen Teil der Gruppe zu zerschlagen. Nachdem sich der Rote Stoßtrupp neu formiert hat, konnte er seine Arbeit in verringertem Umfang bis 1944 fortsetzen.

Dazu verhalfen der linkssozialistisch orientierten Gruppe auch zahlreiche Verbindungen in andere Oppositionsgruppen. Über die Arbeit dieser Widerstandsgruppe war bisher wenig in der einschlägigen Forschung und der Öffentlichkeit bekannt. Erst in den letzten Jahren fanden dazu Untersuchungen vorwiegend aus der Zivilgesellschaft statt, wie zur Gruppe um Eva Mamlok oder der Widerstandsgruppe Gemeinschaft für Frieden und Aufbau aus Luckenwalde.
red-

In der Burgstr. 26 und 28 war später das Judenreferat der Leitstelle der Berliner Gestapo untergebracht. Von hier aus wurden die Deportationen der Berliner Juden ab Oktober 1941 organisiert. Sein Leiter war anfangs Otto Bovensiepen.

Die Burgstr. 26, 27, 28 im Jahr 1935. Im Hintergrund der S-Bahnhof Börse, heute Hackescher Markt.
Berliner Landesarchiv. Fotograf unbekannt.