Das Armenische Viertel in Jerusalem

Die Veranstaltung zu diesem Thema gehört zu der aktuellen Ringvorlesung der Freien Universität Berlin. Die Referentin war Prof. Dr. Elke Shoghig Hartmann,  Institut für Osmanistik und Turkologie, Freie Universität Berlin.

Armenien hat eine lange Geschichte. Über seinen Vorläuferstaat, das Königreich Urartu, wird bereits im 9. Jahrhundert vor Chr. berichtet. Sein erstes schriftliches Zeugnis stammt aus dem 5. Jahrhundert vor Chr., der Regierungszeit von Darius I.

Darstellung von Großarmenien.

Im 1. Jahrhundert vor Chr. erreichte Armenien seine größte Ausdehnung als Großarmenisches Reich unter Tigranes II. dem Großen. Da Armenien an einer geographischen und politischen Schnittstelle liegt, wurde seine Geschichte auch weiterhin von Kriegen und Eroberungen bestimmt – ebenso von Vertreibung und Flucht. Dadurch entwickelte sich bereits früh eine Diaspora.

Armeniens Christianisierung 301 n. Chr..
Die Schlacht Avarayr 451 n. Chr. gegen die Perser.

Ein wichtiges Ereignis in seiner Geschichte war die Christianisierung 301 n. Chr. Da Armenien nicht dem Konzil von Chalcedon (451 n. Chr.) folgte, grenzte sich seine Kirche von da an als autokephale Institution von der orthodoxen Kirche ab. In dieser Zeit stärkte der Hl. Mesrop die Identität Armeniens ebenfalls mit einem eigenen armenisches Alphabet und einer armenischen Bibelfassung. Im 7. Jahrhundert wurde in Jerusalem das armenisch-apostolische Patriarchat gegründet.

Die Einteilung Jerusalems aus Osmanischer Zeit in Stadtviertel.

Im 16. Jahrhundert wurde das armenische Siedlungsgebiet zwischen dem Osmanischen Reich und Persien aufgeteilt. Nachdem Suleiman I. der Prächtige 1516 Jerusalem von den Mamluken erobert hatte, ließ er die heute noch bestehende Stadtmauer bauen und verfügte die Einteilung in ein armenisches, ein jüdisches, ein christliches und ein muslimisches Viertel. Da der Sultan den Unterschied zwischen der armenischen und der byzantinischen Kirche respektierte, bestimmte er eben auch unterschiedliche Stadtviertel für die beiden christlichen Gemeinden. Damit wurde das Armenische Viertel in Jerusalem mit der Jakobus-Kathedrale und dem Kloster in den kommenden Jahrhunderten ein wichtiger Bezugspunkt für die armenische Diaspora. Hier siedelten sich viele Handwerker an. Es entstand ein Netzwerk zur Versorgung von Pilgern, eine Schule, eine Bibliothek, ein Priesterseminar und weitere Klöster außerhalb der Stadt.

Darstellungen des Armenischen Viertels.

Nachdem die Türkei 1915 einen Genozid an der armenischen Bevölkerung verübt hatte, kamen Tausende von Waisenkindern im Armenischen Viertel unter. Sie besuchten dort die Schule und erhielten eine Berufsausbildung. Dabei spielten die anderen christlichen Missionsschulen ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie ebneten den jungen Menschen mit den dort erworbenen Sprachkenntnissen den Weg in die weite Welt.

Die armenische Gemeinschaft in Palästina pflegte ein gutes Verhältnis zu ihren muslimischen Nachbarn. In der Folge war sie 1948 ebenso wie sie von der Nakba betroffen. Viele armenische Familien flohen und verloren ihren Besitz. Jetzt leben nur noch wenige tausend Armenier in der Altstadt Jerusalems. Sie unterliegen zur Zeit einem starken Druck, ihre angestammte Heimat aufzugeben, u.a. werden sie von jüdischen Siedlergruppen bedrängt.
red-

Aktuelle Informationen zu Immobilienangelegenheiten im Armenischen Viertel aus 2023 und 2024.

Die armenische Diaspora.

Alle Abbildungen stammen aus der Vorlesung.