Der verwunderte Zeitungsleser, der sich am 3.Januar 2020 im Tagesspiegel mit einem Artikel vom Director of the International Center for the Study of Antisemitism Berlin Clemens Heni und dem Islamwissenschaftler Michael Kreutz konfrontiert sah, ist Micha Brumlik für seine klärende Stellungnahme am 9.1.2020 ebenfalls im Tagesspiegel dankbar. Offenbar gibt die Causa Jüdisches Museum Berlin und Peter Schäfer verschiedensten Menschen die Gelegenheit, sich selbst zu profilieren und andere Wissenschaftler in die Nähe von anrüchigen Gesinnungen sei es Antisemitismus oder Nationalsozialismus zu rücken.
Eindrucksvollstes Beispiel dafür ist der Hinweis auf Wolfgang Benz,der 1968 bei Karl Bosl an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit dem Thema Süddeutschland in der Weimarer Republik (Innenpolitik 1918–1923) promoviert wurde. So schreiben Heni und Kreutz:
„Das eminent Wichtige an Thiels Text ist die Nennung von Personen, die Teil des Problems sind, wenn es um Antisemitismus geht. Das fängt mit Wolfgang Benz an, der bei dem Historiker Karl Bosl, einem überzeugten Nazi, promovierte (1968) und diesen noch 1988 in einer Festschrift würdigte, bevor er selbst 1990 Leiter des ZfA wurde.“
Bosls NSDAP-Mitgliedschaft war in der Fachwelt seit 1998 bekannt, weitere Veröffentlichungen zu seinem Verhalten im Dritten Reich und danach erschienen 2011. Die Daten sprechen für sich.
Mittlerweile entsteht der Eindruck, dass der Begriff „Antisemitismus“ in der politischen Diskussion zunehmend als Totschlag-Argument Verwendung findet. Dazu taugt er weder in der politischen noch in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Deshalb sei hier das Zitat von Stein und Zimmermann zur BDS-Diskussion, mit dem Brumlik seine Erwiderung abschließt, noch einmal wiederholt.
Brumlik schreibt:
„Am 6. Juni 2019 schrieben der ehemalige israelische Botschafter Shimon Stein und der weltbekannte Historiker des Antisemitismus, Moshe Zimmermann im Tagesspiegel: „So sind Juden, die den Beschluss des Bundestags kritisieren, nicht weniger jüdisch als ihre Widersacher. Ihr Recht auf Meinungsfreiheit zu beschneiden, ihre Warnung zum Anlass zu nehmen, um den Schluss zu ziehen ,Es reicht endgültig’ – das ist kein Beitrag zum Kampf gegen Antisemitismus, sondern eine Gefahr für die Meinungsfreiheit in Deutschland und nur ein Beispiel dafür, wie historische Traumata in eine Sackgasse führen können, statt einen Ausweg aus der Wiederholungsgefahr zu bieten.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.“
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Siehe auch Shimon Stein und Moshe Zimmermann im Tagesspiegel vom 12. Januar 2020 und die Leserbriefe unter der Überschrift “Tapferes Jüdisches Museum” vom 12. Januar 2020.
Ein Gedanke zu „Dank an Micha Brumlik“
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