
In der Mitte der ehemalige Direktor des Krankenhauses Moabit, Prof Hans-Herbert Wegener. ROT

Seit 1997 erinnern zwei Gedenktafeln im Haus M des Krankenhauses Moabit an die 1933 aus dem Krankenhaus vertriebenen jüdischen Ärztinnen und Ärzte. Christian Pross hat diesen Vorgang in seinem bekannten Buch „ Nicht mißhandeln. . .“ akribisch beschrieben.
1997 war das Krankenhaus noch voll im Betrieb und der Eingang in der Birkenstraße ständig benutzt. Nach der Schließung des Krankenhauses 2001 geriet das Haus M aber ins Abseits – ein Gebäude, das zur NS-Zeit geplant und gebaut worden ist. Damit wurden die Gedenktafeln dort kaum mehr wahrgenommen.

Fast zwanzig Jahre später stießen wir 2019 im Rahmen der Recherche für unsere Ausstellung über jüdische Ärzte und Apotheker in Tiergarten auf diese unbefriedigende Situation. Nach einer Führung für Angehörige eines der jüdischen Ärzte entschlossen wir uns dazu, die Gedenktafeln aus ihrem „Versteck“ zu holen und an der Straßenfront des Krankenhauses in der Turmstraße anbringen zu lassen.
Im Sommer 2024 erhielten wir dabei die Unterstützung des Aktiven Museums Faschismus und Widerstand in Berlin e.V. (Historische Stadtmarkierungen), das die Berliner Gedenktafeln verwaltet. Danach erklärte das Berliner Immobilienmanagement (BIM) als Eigentümerin des Krankenhausgeländes seine Bereitschaft, die Gedenktafeln für eine geeignetere Platzierung freizugeben. In einem weiteren Schritt versprach auch das Gesundheitsamt Mitte seine Unterstützung für das Projekt. Für die neue Anbringung der Gedenktafeln kam nur das Haus B mit seiner Straßenfront an der Turmstr. 21 in Frage. Da sich dieses Haus im Besitz einer Eigentümergemeinschaft befindet, war es notwendig, dafür die Erlaubnis der Gemeinschaft zu erhalten. Nach einer Information zum historischen Hintergrund und in Zusammenarbeit mit der verantwortlichen Hausverwaltung erhielten wir die erbetene Zustimmung.

Das Haus ist als markantes Gebäude aus der Zeit des Stadtbaumeisters Hermann Blankenstein (1829 – 1910) als Einzeldenkmal eingetragen. Das verpflichtete zur Beteiligung der unteren Denkmalbehörde im Bezirksamt Mitte. Unter der Auflage, einen Teil der Straßenfassade denkmalgerecht reparieren zu lassen, erhielten wir die benötigte Zustimmung.

für Vorort-Termin mit der unteren Denkmalbehörde im März 2025. TAL
Dafür vermittelten wir eine in Restaurationsarbeiten erfahrene Firma, die die vereinbarten Arbeiten jetzt abgeschlossen hat. Ende Oktober nahmen Techniker des Aktiven Museums die Gedenktafeln im Haus M ab und brachten sie anschließend wie lange geplant am Haus B an, sichtbar an der Straßenfront zur Turmstr. 21, neben der Gedenktafel für Georg Groscurth . Diese Nachbarschaft ist beabsichtigt, denn Groscurth und die jüdischen Ärzte verband in gleicher Weise ein humanistisches Menschenbild als Grundlage ihrer Arbeit.


Rechts die Gedenktafel für Georg Groscurth. TAL
Am 6.November 2025 fand die Zweitenthüllung im Rahmen einer größeren Veranstaltung mit zahlreichen Gästen statt. Wir freuten uns besonders darüber, dass wir dabei Angehörige der Familien Borchardt und Klemperer begrüßen konnten, wie auch Prof. Hans-Herbert Wegener, den früheren Ärztlichen Direktor des Krankenhauses Moabit, Prof. Christian Pross, den Verfasser des Buches „. . . nicht mißhandeln!“ und Dr. Jan Groscurth, einen Sohn von Georg Groscurth.
Das digitalisierte Buch von Christian Pross ist jetzt auf seiner Website zu finden. Der Redebeitrag von Prof. Pross bei der Veranstaltung ist hier zu lesen.
Wir sind der WEG Haus B, sehr dankbar, dass wir die Veranstaltung auf ihrem Parkplatz hinter dem Haus B stattfinden lassen konnten. Dort fanden die vielen Gäste ausreichend Platz und waren auch vom Straßenlärm abgeschirmt.



Christian Pross prägte mit seiner sehr persönlich gehaltenen Rede die Veranstaltung. Besonders fesselte die Gäste seine Schilderung von der Begegnung mit den vertriebenen jüdischen Ärztinnen und Ärzten. Dazu war er in den achziger Jahren in die USA, nach Israel und Frankreich gereist.




Nach unserem Eindruck fühlten sich die Gäste durch die Veranstaltung durchweg angesprochen, und wir konnten uns über zahlreiche positive Rückmeldungen freuen.
TOL-