Aktives Museum wird Vierzig

Am Eingang der Veranstaltung. TAL

In der letzten Woche hat der Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand zu seinem vierzigjährigen Jubiläum eingeladen. Zahlreiche Gäste aus dem Bereich der Gedenkstätten und der Erinnerungsarbeit waren erschienen, und auch die vielen Menschen, die mit dem Aktiven Museum gearbeitet und es zu seiner jetzigen Größe entwickelt haben.
Prof. Johannes Tuchel begrüßte als Hausherr und Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand die Anwesenden und bezeichnete die Kooperation mit dem Aktiven Museum als ausgesprochen fruchtbar.

Dr. Christoph Kreutzmüller gab als Vorsitzender des Aktiven Museums einen Rückblick auf die Entstehung des Vereins, schilderte die Anfänge seines zivilgesellschaftlichen Engagements – häufig in Auseinandersetzung mit staatlichen Stellen – und die Protagonisten. Zu ihren Erfolgen gehörte u.a. die Sicherung des Geländes des Reichssicherheitshauptamtes zur späteren Errichtung der Topographie des Terrors, und eine ganze Reihe von viel beachteten Ausstellungen und weiteren Projekten.


Dr. Christine Regus von der Senatsverwaltung für Kultur beschrieb ihre Sympathien für dieses damals ungewöhnliche Unternehmen, das nach seinen kreativen, klandestinen und oft unautorisierten Aktionen schließlich auch gesellschaftliche Aufgaben mit dem Gedenktafel- und dem Stolpersteinprogramm übernahm. Es folgte 1990 eine stabilisierende öffentliche Finanzierung, die dem Verein eine weitere Professionalisierung ermöglichte.
Um in dieser Jubiläumsfeier auch die Beteiligten sichtbar werden zu lassen, übernahm Matthias Schirmer vom rbb inforadio die Moderation und stellte in einer bunten Folge ehemalige und jetzige MitarbeiterInnen vor.

So Leonie Baumann, in Berlin in den unterschiedlichsten Funktionen bekannt, auch als frühere Vereinsvorsitzende und 1983 bei der Erinnerung an den 50. Jahrestag der NS-Machtergreifung beteiligt. Sie berichtete von den Auseinandersetzungen mit Lea Rosh, die ursprünglich am Ort der Täter das Denkmal für die ermordeten Juden Europas errichtet wissen wollte.
Nora Hogrefe hat inzwischen die Koordinierungsstelle historische Stadtmarkierungen übernommen und setzt sich selbstkritisch mit der Rolle von Stolpersteinen und Gedenktafeln auseinander. Mittlerweile sind diese Stadtmarkierungen auch mit einer Webseite hinterlegt, die ihre historische Einordnung ermöglichen.


Alina Bothe war vom Osteuropa-Institut der FU aus mit der Ausstellung zur Polenaktion befasst, die zuerst 2018 in Berlin, später auch in Zbąszyń zu sehen war und bald in London gezeigt wird.
Dr. Karoline Georg leitet das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt und veranstaltet seit 2018 regelmäßig einen Salon für Mitglieder des Vereins und für Gäste. Sie berichtete, dass sie aus einer ehemals Ostberliner Familie durch Widerstand geprägt stammte und in ihrem Arbeitsumfeld ihre Ost-Westperspektive einbrächte.


Dr. Gerd Kühling war von Anfang an für die Herausgabe der Druckschriften und Kataloge zu den vielfältigen Themen und Ausstellungen verantwortlich. Mit der verlässlichen Finanzierung wurde das Design auch zusehends professioneller. Jetzt ist er mit der Digitalisierung der Sammlungsbestände befasst.

Eleonore Kujawa. TAL

Eleonore Kujawa gehört ebenfalls zu den ersten Vereinsmitgliedern und hat neben ihrer Rektorenstelle in einer Weddinger Grundschule zahlreiche leitende Funktionen in der GEW, der Gesellschaft für Menschenrechte und der Friedensbewegung inne gehabt. Auch in Ihrem hohen Alter ist sie weiterhin aktiv.
Dr. Silvija Kavčič ist für die Koordinierungsstelle Stolpersteine verantwortlich. Vorher war sie an einem Projekt zu “Asozialen” in Sachsenhausen beteiligt, dann zusammen mit Prof. Wildt an einem für Obdachlose in Kooperation mit MOTZ und STRAßENFEGER. Auch bei den Stolpersteinen erfolgt inzwischen eine ausführliche Dokumentation und Information auf einer eigenen Webseite.


Astrid Homann beschäftigt sich mit dem digitalen Auftritt des Vereins in sozialen Medien. So kann sie inzwischen 1000 Follower bei Twitter verzeichnen. Aber durch die neue Geschäftspolitik bei Twitter wird der Verein seinen Auftritt dort überdenken müssen. Außerdem gibt es eine Kooperation mit dem Betreiber der BerlinHistory-App.

Dr. Christine Fischer-Defoy und Dr. Christoph Kreutzmüller. TAL

Der krönende Abschluss des Abends war die Ernennung der langjährigen Vereinsvorsitzenden Dr. Christine Fischer-Defoy zur Ehrenvorsitzenden. Gemeinsam schnitt sie dann mit Christoph Kreutzmüller die eindrucksvolle Geburtstagstorte des Vereins an. Anschließend gab es reichlich Gelegenheit, sich auszutauschen und auch die Vergangenheit lebendig werden zu lassen.
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Dem mutmachenden Aufruf von Esther Bejarano kann man nur hinzufügen, bewahrt Euch Eure Kreativität und Widerständigkeit.
Ein Bild aus alten Zeiten – Christine Fischer-Defoy. –
Das Straßenergänzungsschild zur Niederkirchnerstraße informierte über die formalige Prinz-Albrecht-Straße, 20. Januar 1993
Monika Rummler, Aktives Museum. Der Verein Aktives Museum Widerstand und Faschismus in Berlin e.V. montierte in den 1990er Jahren alternative Straßenschilder, um auf die Geschichte dieser Straßennamen aufmerksam zu machen. Unter CC BY 3.0

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