Krosnos vergessene Juden

Krosno, eine Kleinstadt in der Woiwodschaft Karpatenvorland, stellt heute das Zentrum der polnischen Glasindustrie dar. Im Mittelalter bestand ihr wirtschaftlicher Schwerpunkt im Fernhandel und vor allem im Handel mit ungarischem Wein und textilen Erzeugnissen. Dabei wurde Krosno so wohlhabend, dass es sich früh eine städtische Wasserleitung und auch eine doppelte Stadtmauer leisten konnte.

Rynek von Krosno. Historische Postkarte. Fotograf unbekannt.

Im 19. Jahrhundert entstand hier ein Zentrum des Erdölhandels. Denn nicht weit von hier wurden die ersten Erdöllagerstätten der Welt in Bobrka systematisch erschlossen.

Historische Synagoge von Krosno. Quelle sztetl.org

Hier entwickelte sich auch eine rührige jüdische Gemeinde, die zwischen den Weltkriegen ein Viertel der Stadtbevölkerung stellte, weitgehend den städtischen Handel bestimmte und viele Häuser am Rynek besaß.

Rynek von Krosno. Historische Postkarte. Fotograf unbekannt.

Mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht begann hier die systematische Verfolgung der Juden Als Beschreibung dafür kann ein Text von Hannah Gerstle auf der Website silo.tips dienen.
Die Synagoge wurde missbraucht und später zerstört, der Friedhof, Ende des 19. Jahrhunderts eingerichtet, wurde ebenfalls verwüstet. Nach dem Krieg geriet der Friedhof in Vergessenheit, wurde teilweise als Müllabladeplatz missbraucht und erst 1988 mit den Mitteln der Nissenbaum Familiy Foundation gesäubert und in Teilen wiederhergestellt. Jetzt bestehen noch zweihundert Gräber auf dem 0,66 ha großen Gelände. Die Arbeiten wurden von einer Gruppe Jugendlicher aus Krosna unter der Leitung des Lehrers Grzegorz Bozka ausgeführt. Die Gruppe „Olzowka“ beschäftigt sich sonst mit ökologischen Fragen.

Saved Jewish gravestones from the Jewish cemetery in Krosno in 1946.
„https://www.jewishgen.org/yizkor/krosno/kro005.html“
Jüdischer Friedhof Krosno, das unverschlossene Tor. TAL
Jüdischer Friedhof Krosno. TAL
Jüdischer Friedhof Krosno. TAL
Jüdischer Friedhof Krosno. TAL
Massengrab auf dem Jüdischen Friedhof in Krosno. TAL
After the war a tombstone was erected in the memory of Rabbi Shmuel Fuhrer, other rabbis, and unnamed Jewish people. Here is buried in a brotherly grave the great scholar and saint Rabbi Shmuel Fuhrer, son of Rabbi Asher Zeelig Fuhrer, may he rest in peace. Rabbi Shmuel Fuhrer was the head of the Jewish religious court in Krosno and authored the scholarly book “Har Shefer.” Buried are also Rabbi Zwi Demrez, Rabbi Zwi Herzfeld, Rabbi Ze’ev Nussenbaum, and the son of Asher Bogen. All were killed as Jewish martyrs. May they all rest in peace. Krosno, Poland Yizkor Book Project


Der aufmerksame Besucher registriert nach regelmäßigen Besuchen von Krosno umfangreiche Restaurierungen in der Altstadt und eine etwas fragwürdige „Stadtmöblierung“ des Rynek, die wie auch an anderen Orten Polens mit EU-Geldern unterstützt werden. Solche Gelder auch für die Restaurierung des jüdischen Friedhofs einzuwerben – wie beispielsweise in Tarnow geschehen -, ist der hiesigen Stadtverwaltung noch nicht eingefallen.

Rynek von Krosno im Juli 2020. TAL


Warum auf der deutschen Wikipedia-Seite im Unterschied zur englischen und polnischen im Beitrag für Krosno die Geschichte der Juden in der Stadt vollkommen ausgeblendet wird, bleibt ebenfalls unverständlich. Erst auf den Websites „sztetl.org“ und „https://www.jewishgen.org/yizkor/krosno/kro005.html“ kann man mehr dazu erfahren.
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