Auf der Suche in Angermünde

Ehrenmal für Soldaten der Roten Armee. TAL

Angermünde hat seit ihrer Gründung im 13. Jahrhundert zwei große Stadtbrände erlebt, aber eine Zerstörung im Zweiten Weltkrieg blieb der Stadt erspart. Sie hat es dem Mut zweier Angermünder Bürger zu verdanken, die der Roten Armee mit einer weißen Fahne entgegenliefen und die Stadt übergaben.

Zeugen vom Anbeginn der Stadt sind die Kirchen, vor allem die Marienkirche und die Franziskaner-Klosterkirche. Aber schon im 14. Jahrhundert wird es eine jüdische Ansiedlung gegeben haben. Eine Jüdengasse auf alten Stadtplänen weist darauf hin. Nach Pest und Vertreibung wird 1681 Caspar Benedix Levi als erster Schutzjude anerkannt. Es bildet sich eine kleine Gemeinde, der es schließlich gelingt, nach Gottesdiensten in Betstuben 1815 eine richtiggehende Synagoge in der Klosterstr.10 zu errichten.

Historische Postkarte. https://www.angermuende.de/cms/upload/Stadtarchiv/Ausstellungen/Tafel02.pdf

Danach entstand eine Mikwe in der Brüderstr. 1. Bereits 1709 war ein Friedhof vor dem Berliner Tor eröffnet worden. Damit waren die Juden nicht mehr gezwungen, ihre Toten in den Nachbargemeinden, Schwedt und Oderberg, zu begraben. 1865 umfasste die Gemeinde 135 Juden. Dann nahm die Zahl mit der steigenden Landflucht wieder ab. Die Städte mit ihren besseren wirtschaftlichen Möglichkeiten und einem anderen Bildungsangebot stellten einen großen Anreiz dar. Seit 1842 hat die Stadt eine direkte Eisenbahnverbindung nach Berlin und Stettin.

Markt mit Rathaus, dahinter Kreisgericht. TAL

Nach 1933 verließen jüdische Familien in schneller Folge Angermünde, sodass nach der Zerstörung der Synagoge 1938 nur noch wenige Juden hier verblieben. 1942 wurden mit den Familien Gerson und Freundlich die letzten Angermünder Juden deportiert.

Klosterstraße, im Hintergrund die Franziskaner-Klosterkirche. TAL
Ehemalige Jüdengasse (jetzt Lösenergasse) TAL

Sucht man heute nach den Orten des jüdischen Lebens, hilft einem der Stadtplan für Touristen nicht viel weiter. Die Jüdengasse ist in der NS-Zeit in Lösenergasse umbenannt worden. Ein Hinweis darauf fehlt auf der dort befindlichen Tafel.

Um das Grundstück der ehemaligen Synagoge zu finden, muss man sich selbst bereits vorher informieren.

Ebenso verhält es sich mit dem Ort des ehemaligen jüdischen Friedhofes. Dort kann man dann noch als letztes bauliches Relikt die alte Leichenwagenhalle entdecken.

2012 wurden die ersten Stolpersteine verlegt. Sie liegen in der Jägerstraße für die Familie Gerson.

Stolpersteine für die Familie Gerson in der Jägerstraße. TAL

Vielleicht gibt es ja irgendwann eine Neuauflage der Touristenkarte, die auch zu den jüdischen Bürgern Angermündes informiert.
art-

Nach dem neuesten Stand wird der Tourismusverein in Angermünde unsere Anregung bei der nächsten Auflage der Karte berücksichtigen.