Zu „Flashes of Memory. Fotografie im Holocaust“ im Museum für Fotografie.

Bilder, vor allem Fotos und Film stellen eine große Macht dar. Das konnte man eindrucksvoll in der Ausstellung „X für U. Bilder, die lügen“. beobachten. Sie wurde erstmals 1989 in Bonn gezeigt und war dann 2004 im Deutschen Historischen Museum in Berlin zu sehen.
Hier stand die Manipulierbarkeit des Bildes, insbesondere des Fotos im Vordergrund, wobei die Anfänge bereits in der Antike mit der „Damnatio memoriae“ umfangreich nachweisbar sind. Bekannt sind auch die vielen Beispiele aus der UdSSR in der Stalinära.
Die Ausstellung, die Yad Vashem nach seiner letzten Ausstellung „Sechzehn Objekte. Eine Ausstellung zu 70 Jahren Yad Vashem“ jetzt im Museum für Fotografie zeigt, stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Der Mensch sieht durch den Sucher, der Mensch drückt auf den Auslöser. Mit der Entscheidung über die Auswahl des Motivs nimmt der Mensch unterschiedliche Rollen ein. Er ist Täter und Opfer, er tritt als Propagandist und Dokumentarist auf, er bewahrt und verletzt die Menschenrechte. Dabei gibt es die verschiedensten Berührungspunkte.

Mendel Grossmann in seinem Fotolabor im Ghetto Lodz. Archiv Yad. Vashem. Gesehen in der o.g. Ausstellung. TAL

Das zeigt das Schicksal des Fotografen Mendel Grossmann, der mit seinem Bild und seiner Geschichte diese Ausstellung prägt. Im Auftrag von Mordechai Chaim Rumkowski, dem Leiter des Judenrates im Ghetto von Łodz, dokumentiert er mit Zustimmung der Besatzungsbehörden die Arbeit für die deutsche Rüstungswirtschaft in den Ghettowerkstätten . Der Judenrat hegt dabei die vergebliche Hoffnung, die Juden so vor der Deportation und Ermordung zu retten. Obwohl der Judenrat ihm nichtoffizielles Photographieren streng verboten hat, nutzt Grossmann dazu immer wieder Gelegenheiten unter hohem persönlichen Risiko. So entstehen Aufnahmen vom Elend im Ghetto und von Deportationen in die Vernichtungslager.

Mendel Grossmann fotografiert heimlich die Deportation von Juden aus dem Ghetto Lodz. Fotograf Arye Ben-Menachem. Archiv Yad. Vashem. Gesehen in der o.g. Ausstellung. TAL

Damit entlarvt er als Korrektiv die gestellten Aufnahmen von Wehrmacht und SS als das, was sie tatsächlich sind – als Propaganda. Wie Grossmann hielten auch Fotografen in den anderen Ghettos, so in Warschau und Kaunas, die Verbrechen der NS-Besatzer fest. Um dieses Thema herum sind in der Ausstellung Beispiele der NS-Propaganda, wie Filme von Leni Riefenstahl, Fotos von Hitlers Fotografen Heinrich Hoffmann und weitere Beispiele aus dem „Stürmer“ oder von Amateuren dargestellt.

Ausschnitt aus dem „Stürmer“. Gesehen in der o.g. Ausstellung. TAL

Außerdem sind als Dokumente des Kriegsendes und der Befreiung Fotos zu sehen, die die amerikanische Soldaten in den deutschen Konzentrationslagern gemacht haben. Diese Dokumente dienten als Unterlagen bei der Konfrontation der deutschen Bevölkerung mit den NS-Verbrechen, den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen und anderen Verfahren.

Die hier ebenfalls gezeigten Film- und Fotoausrüstungen erinnern daran, dass sich diese Ausstellung noch in der analogen Bilderwelt befindet, in der gute Fälschungen wesentlich schwieriger auszuführen und leichter nachzuweisen waren. Wieweit eine solche Ausstellung in der heutigen digitalen Welt noch glaubhaft möglich wäre, sei dahingestellt.
Die Ausstellung ist noch bis zum 20. August zu sehen.
art-