Wo die deutschen Namen der Juden herkommen.

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Jüdischer Friedhof in Tarnow. TAL

In der Oktober-Ausgabe des Selma-Stern-Zentrums für jüdische Studien findet sich ein Hinweis auf Johannes Czakai, ein Alumnus des Zentrums. Er hat jetzt das Thema seiner Dissertation in der Podcast-Reihe Schabat Schalom des NDR vorgestellt: Nochems neue Namen. Unter dieser Überschrift beschreibt er einen galizischen Juden, der durch unterschiedliche Zusammenhänge schließlich vier verschiedene Namen trägt.
Czakai ist in seiner Dissertation der Einführung deutscher Namen in Galizien und der Bukowina nachgegangen. 1785 fing die k.u.k.-Verwaltung damit im östlichsten Zipfel der Habsburger Monarchie an. Mit Vor- und Familiennamen sollte der einzelne Untertan für die Verwaltung erkennbar werden, nicht zuletzt auch als Steuerzahler. Juden hatten neben ihrem hebräischen Namen noch Nebennamen, wie den des Vaters oder des Heimatortes. Czakai hat insbesondere zur ersten Welle der Namensgebung geforscht, indem er jüdische Grabsteine entziffert hat und rabbinische Korrespondenzen durchgegangen ist.
Oft erfolgte die Namensgebung, nachdem die ganze Familie vor einer Kommission angehört wurde. In anderen Fällen entschied der zuständige Beamte einfach nach Gutdünken. Die Zweikomponenten-Namen ergaben dabei eine große Auswahl und Vielfalt. Die deutschen Namen selbst entsprachen dem damaligen, romantischen Zeitgeist und der k.u.k. Amtssprache.
Die Dissertation erscheint demnächst bei Wallstein als Buch.
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