Von der Reichsbahn zur Deutschen Bahn

Installation im Jewish Museum Sidney / Australien. TAL

Der Beitrag von Sebastian Engelbrecht vom 27.Januar 2021 im Deutschlandfunk läßt einen doch etwas nachdenklich werden . . . . . .
er berichtet anläßlich einer Videokonferenz zum Tag der Befreiung des KZ Auschwitz über das Schuldbekenntnis von fünf Vorstandsvorsitzenden deutscher Großunternehmen. So bekennt DB-Chef Richard Lutz, dass die Bahn ganz wesentlich zur Ermordung der Juden Europas beigetragen habe. Präziser ausgedrückt heißt das, ohne die Bahn wäre dieser Massenmord gar nicht möglich gewesen. Jetzt lassen die fünf Unternehmen ein “Haus der Erinnerung” in Yad Vashem bauen.

Seit 2004 hatte Beate Klarsfeld beabsichtigt, wie vorher auch in Frankreich, auf deutschen Bahnhöfen die Austellung „11.000 jüdische Kinder – Mit der Reichsbahn in den Tod“ zu zeigen. Die Deutsche Bahn unter Hartmut Mehdorn hatte sich dem Vorhaben aber verweigert und Sicherheits-und Finanzprobleme gelten gemacht. Erst Ende 2006 konnte Klarsfeld in einer neu zusammengestellten Ausstellung Teile Ihrer Exponate auf deutschen Bahnhöfen zeigen.

Die Tafel im Chemnitzer Hauptbahnhof erinnert an seine deportierten und ermordeten jüdischen Bürger. TAL

Das Projekt “Zug der Erinnerung”, das seit 2007 auf die entscheidende Rolle der Reichsbahn bei den “Judendeportationen” hinwies, mußte 2012 abgebrochen werden. Die Deutsche Bahn bestand unter Rüdiger Grube auf der Bezahlung für die Nutzung ihrer Anlagen. Das sei gesetzlich vorgeschrieben. Da hatten die polnische Bahn PKP und die französische Staatsbahn SNCF bereits kostenlose Hilfe geleistet.
Der Zug ist nach 2013 nicht mehr gefahren.

Wie wir jetzt von Herrn Dr. Lutz. dem Vorstand der Deutschen Bahn, persönlich erfuhren, hat die Bahn die für den “Zug der Erinnerung” erhaltenen Gebühren als Spende an dessen Betreiber wieder zurückgegeben.

Bei der Umgestaltung der Bahnanlagen im Bereich des Güterbahnhof Moabit hatte der Bezirk Tiergarten die Deutsche Bahn frühzeitig auf das historisch durch die Deportation der Berliner Juden belastete Bahngelände hingewiesen. Durch ein wissenschaftliches Gutachten war Vivico (Immobilientochter der DB) 2000 über die Geschichte der “Militärgleise” dort und den Umfang der Deportationen informiert. Trotzdem erhielt die Vermarktung des Geländes Vorrang vor dem historisch gebotenen Erhalt. Der größte Deportationsbahnhof Berlins wurde zerstört und dann weitgehend dem Vergessen überlassen. Auf einem kleinen Restgelände ist fast 30 Jahr nach der Wende ein bescheidener Gedenkort entstanden. Die letzte noch vorhandene historische Rampe, seit 2016 unter Denkmalschutz gestellt, verrottet zusehends.

Die Ostseite der der Deportationsrampe am ehemaligen Güterbahnhof Moabit verrottet. TAL


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