Ronen Steinke und sein neuestes Buch

Ronen Steinke. TAL

Ronen Steinke stellt sich selbst als promovierter Jurist und Journalist vor. Am Donnerstag, dem 10. September 2020, sprach er im Centrum Judaicum über sein neuestes Buch „Terror gegen Juden“.

Sigmount Königsberg von der Jüdischen Gemeinde eröffnet die Veranstaltung. TAL

Nach eigenem Bekunden hat der Anschlag von Halle den Redakteur der Süddeutschen Zeitung dazu veranlaßt, auf einer längere Recherchereise jüdische Gemeinden in Deutschland zu besuchen, große und kleine, und sich ihre Erfahrungen anzuhören. So beschreibt er die finanzielle Last der Sicherheitsmaßnahmen, die die Gemeinden für Synagogen, Gemeindehäuser und Schulen tragen müssen. Die schwierigen Verwaltungswege und die juristischen Stolpersteine, die es zu bewältigen gilt, bevor staatliche Gelder tatsächlich zur Verfügung stehen. Dann kann der Weg, um wie in Halle zu einer sicheren Eingangstür zu kommen, über die Jewish Agency wesentlich kürzer und effektiver sein.

Nach Steinkes Beobachtung ist das Leben deutscher Juden durch Bedrohung und den daraus folgenden Sicherheitsmaßnahmen bestimmt. Dazu erzählt er von seiner eigenen Bar Mitzwa-Feier, die unter Polizeischutz stattfand. Daneben plädiert er aufgrund häufiger Bedrohung und Angriffe für einen vermehrten staatlichen Schutz von Juden. Er fordert von der Polizei eine größere Bereitschaft, Gewalt gegen jüdische Menschen und Einrichtungen als antisemitisch einzuordnen, und von der Justiz, solche Taten auch entsprechend der dahinterstehenden Motivation zu verfolgen. Um seine Forderungen zu unterstreichen, führt er auf 89 Seiten Angriffe auf Juden in Deutschland in der Zeit seit 1945 auf.

Samuel Salzborn moderiert die Diskussion. TAL


In der anschließenden Diskussion warnt er jetzt als Jurist auf die Frage, ob die Benutzung von „Du Jude“ als Beschimpfung nicht strafrechtlich zu ahnden sei, davor, der Bezeichnung „Jude“ einen negativen Charakter zu verleihen. Neben Fragen zu den angesprochenen Themen, kamen aber auch Gäste zu Worte, die den entlassenen ehemaligen Direktor des Jüdischen Museum, Peter Schäfer, als Nicht-Juden abqualifizierten und den ehemaligen Direktor des Zentrums für Antisemitismusforschung (TU), Wolfgang Benz, angriffen.
Ein Abend, der an viele Versäumnisse in der Vergangenheit erinnerte, der aber auch einen Ausblick auf eine sich verändernde Sicht auf Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt gegen Juden erlaubte. Eine zunehmende Gefahr besteht aber in der rasanten Vermehrung von Mythen und bewußt falschen Erzählungen. Das Judentum hat seine mörderischen Erfahrungen mit dem Vorwurf des rituellen Kindermords (Norwich 1144) und den erfundenen Protokollen der Weisen von Zion (Russland 1903) bereits machen müssen.
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Steinke, Ronen. Terror gegen Juden. 252 Seiten, Berlin Verlag. 18 €