Presseerklärung zu Lidls Bauplänen auf der denkmalgeschützten Deportationsrampe.

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. . . . auf denkmalgeschütztem Gelände am Gedenkort Güterbahnhof Moabit. TAL
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Parkende Autos auf dem Parkplatz der Firma Lidl – auf der historischen Deportationsrampe am Gleis69. TAL.


Über die jetzt bekannt gewordenen Baupläne, die die Firma Lidl auf der denkmalgeschützten Deportationsrampe verfolgt, sind wir ernsthaft besorgt. Diese Baupläne stellen eine zusätzliche Gefährdung des bereits durch Korrosion und Überbauung in seinem Erhalt bedrohten historischen Bauwerk dar. Deshalb informieren wir heute mit einer Presseerklärung bzw Offenem Brief das Bezirksamt Mitte und dessen Bezirksverordnete, die Senatskulturverwaltung, das Landesdenkmalamt und selbstverständlich die Presse. Wir bitten darüber hinaus alle Menschen, denen der Erhalt eines der letzten Zeitzeugnisse für die Deportation der Berliner Jüdinnen und Juden am Herzen liegt, uns in unseren Bemühungen zu unterstützen.
Gleis 69 e.V.

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Offener Brief und Presseerklärung vom 20. Mai 2021

Holocaust-Deportationsrampe der Reichsbahn am ehemaligen Güterbahnhof Moabit sichern und nicht weiter zerstören.

Jahrzehnte hat es gedauert, bis der Bezirk Mitte und die Senatskulturverwaltung einen bescheidenen Gedenkort für Berlins größten Deportationsbahnhof geschaffen haben. Dabei wurde die historische Deportationsrampe, Abfahrtsort in den Tod für 30 000 Berliner Jüdinnen und Juden, nicht miteinbezogen. Die Beteiligten schienen damals damit überfordert. Wir setzen auf Lernprozesse und andere politische Mehrheitsverhältnisse.
Fast 140 Meter der denkmalgeschützten Rampe sind noch vorhanden und zu großen Teilen entlang der Ellen Epstein-Straße sichtbar, wenn auch teilweise von der Firma Lidl überbaut oder vermüllt und zugewachsen.
Wir fragen alle Verantwortungsträger:innen: Müssen Gedenkorte überbaut werden?
Haben wir wirklich so wenige Flächen für Lebensmitteldiscounter in Berlin-Mitte?

Zu viele bürokratische Zuständigkeiten: keine Verantwortungsträger:innen!

Bis jetzt haben es das Land Berlin und der Bezirk nicht geschafft, die Deportationsrampe mit den Mitteln des Bau- und Planungsrechtes für die Öffentlichkeit als Gedenkort zu sichern und erfahrbar zu machen. Es ist an der Zeit, dass sich der Nichtzuständigkeitsnebel lichtet. Das gerade laufende Bebauungsplanverfahren sowie der Bauantrag der Firma Lidl – es sollen weitere Flächen auf der Rampe bebaut werden – müssen auf dem Verhandlungswege für die Sicherung der Deportationsrampe genutzt werden. Gegenwärtig sieht das Bebauungsplanverfahren vor, dass der Firma Lidl ein weit überdimensionierter Lebensmittelmarkt rechtlich durch das BA Mitte zugestanden werden soll. Wir halten nicht nur das BA Mitte sondern auch die Firma Lidl für geschichts- und geschäftsbewusst genug, dass sie das nicht zu Lasten eines einmaligen Gedenkortes in dieser Stadt tun wollen!

Ein „runder Tisch“ muss her!

Wir erwarten, dass die Beteiligten (Bezirksamt Mitte, Firma Lidl, Landesdenkmalamt, Verein Gleis 69 e.V. usw. ) unter der Federführung des für Kultur zuständigen Senators an einem „runden Tisch“ einen Weg finden, wie die Deportationsrampe im Kontext mit dem vorhandenen Gedenkort zu einer für das Land Berlin würdigen Gedenkstätte ausgebaut wird. Vorbild dafür sollte die Gedenkstätte am ehemaligen Güterbahnhof Grunewald sein.

Dr. Thomas Abel , Roland Thiel
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Das östliche Ende der historischen Deportationsrampe am Gleis 69. Darauf der Parkplatz der Firma Lidl. TAL
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Der westliche Abschnitt der Deportationsrampe am ehemaligen Gleis 69.
Möglicher Ort weiterer Baumaßnahmen im denkmalgeschützten Bereich? TAL.

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