Die Ładoś-Gruppe – unbekannte Helfer.

Aleksander Ładoś um 1927. „Światowid“. o.A. Gemeinfrei

In der letzten Woche konnten polnische Zuschauer im staatlichen Sender TVP eine interessante Dokumentation aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs sehen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete am 27.03.21 darüber.
Im Mittelpunkt der Dokumentation stand der polnische Diplomat Aleksander Ładoś, der damals Geschäftsträger in der polnischen Botschaft in Bern war. Nach der deutschen Besetzung Polens gab es polnische Botschaften nur noch in Bern, London und beim Heiligen Stuhl, neben Konsulaten in Lissabon, Madrid und Stockholm. Sie waren der polnischen Exil-Regierung in London unterstellt.
Ab 1941 baute Ładoś mit Hilfe des jüdischen Rechtsantwalts und Notars Abraham Silberschein und des Züricher Rabbiner Chaim Eiss ein Netz von Helfern auf, das bis in die Ghettos Polens reichte. Aus Polen und anderen besetzten Ländern wurden Listen von gefährdeten Menschen nach Bern geschickt. Mit ihren Personalien wurde echte Passvordrucke lateinamerikanischer Staaten (Haiti, Honduras, Peru und Paraguay) ausgefüllt. Die notariell beglaubigten Kopien der Pässe halfen dann vielen gefährdeten Menschen zu überleben. Sie konnten damit fliehen, Ghettos verlassen oder wurden unter verbesserten Bedingungen interniert und vor den Vernichtungslagern bewahrt.
Der polnische Diplomat bei der Berner Botschaft Stefan Ryniewicz hatte die Aufgabe, den Kontakt zu den lateinamerikanischen Diplomaten herzustellen. Silberschein und Eiss beschafften dann von jüdischen Organisationen das notwendige Geld für ihre Bestechung. Dafür gelangten die Pässe wiederum in die polnische Botschaft.
!943 konnte die Gestapo dieses Netzwerk bei der Besetzung des Warschauer Ghettos aufdecken. Das Deutsche Reich intervenierte daraufhin in der Schweiz. Damit wurde dieser Fluchtmöglichkeit verschlossen.
Über 300 Menschen haben diese Papiere das Leben gerettet, eine ähnlich hohe Zahl wurde trotz der Pässe ermordet, über eine weitere große Gruppe ist nichts bekannt. Davon abweichend wurde jetzt in der Dokumentation eine Zahl von ca. 7000 geretteten Juden genannt.
Als erste berichteten 2017 die polnische Tageszeitung Dziennik Gazeta Prawna und die kanadische Daily Globe and Mail von der Rettungsaktion der Ładoś-Gruppe, die bis dahin nicht in der Öffentlichkeit bekannt gewesen war.
Ihr Bericht bestätigte die Feststellung des Literaturhistorikers Tomasz Żukowski , dass die Rettung polnischer Juden in erster Linie auf der Initiative von einzelnen mutigen Menschen beruhte.
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