Abschied vom Jeckes Museum

Museum des Deutschsprachigen Judentums Tefen. Januar 2015.
Fotograf MSpringborn. Unter CC BY-SA 4.0

Ein Mailwechsel mit Ruthi Ofek im August 2020 und ihre Erlaubnis, ein Bild von Hermann Struck zu benutzen, wird unsere Erinnerung an das Jeckes Museum in Tefen / Israel wachhalten. Damals haben wir noch ein Plakat mit der Aufnahme des jungen, eleganten Struck im Centrum Judaicum abgeholt. Es war im Zusammenhang mit der gemeinsamen in Tefen und in Berlin erstellten Ausstellung Hermann Struck 1876-1944 – Berliner Künstler und früher Zionist entstanden.

Tefen Open Museum Israel 2007. Talmoryair – Eigenes Werk. Unter CC BY-SA 3.0.

Der vollständige Name dieser bemerkenswerten Einrichtung lautete Museum des Deutschsprachigen Judentums Tefen. Es wurde 1968 von Hans-Herbert Hammerstein gegründet, um die Spuren der deutschen Einwanderer zu bewahren. Ob es Menschen waren, die aus freiem Entschluss in den zwanziger Jahren nach Palästina ausgewandert waren oder Flüchtlinge, die das Deutsche Reich unter dem zunehmenden Druck der Nationalsozialisten noch bis 1939 verlassen konnten . . . alle brachten Dinge mit, die sie mit der Heimat und der verinnerlichten Kultur verbanden. Fotos, Familienpapiere, Bücher, vertraute Gegenstände. Das alles füllte mit der Zeit die Räume des Museums in Tefen und zog jedes Jahr eine beträchtliche Zahl von Besuchern an.

Jetzt gehört das Jeckes Museum der Vergangenheit an, denn die Familie Wertheimer will seine Finanzierung nicht mehr fortführen. So haben die Mitarbeiter in den letzten Wochen ihre Schätze sorgfältig verpackt, damit sie unbeschadet die Reise in das Museum der Universität Haifa antreten können. Um die Sammlung aber wirklich zu beherbergen, will die Universität die Finanzierung für die nächsten zehn Jahre gesichert wissen. Dazu laufen noch die Verhandlungen mit der Bundesrepublik.
Drücken wir die Daumen.
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Zu der Schließung des Jeckes Museum konnte Prof. Gideon Botsch, Leiter der Emil Julius Gumbel Forschungsstelle Antisemitismus und Rechtsextremismus am Moses- Mendelsohn-Zentrum in Potsdam, in einem Leserbrief im Tagesspiegel vom 28. Februar 2021 Interessantes nachtragen.
Hammerstein hieß zum Zeitpunkt der Museumsgründung bereits Israel Shiloni. Als Angehöriger einer zionistischen Jugendbewegung hatte er 1927 Palästina einen ersten Besuch abgestattet und dort seine spätere zweite Frau kennengelernt. Nach Deutschland zurückgekehrt wurde er nach der Reichspogromnacht November 1938 verhaftet und in das KZ Sachsenhausen gebracht. Das KZ konnte er nur unter der Bedingung der sofortigen Ausreise aus Deutschland verlassen. Bei seiner Flucht nach England musste er deshalb seine damalige Familie in Deutschland zurücklassen. Sie wurde später ermordet. Über ein australisches Internierungslager gelangte er schließlich wieder nach Palästina und trat in die Jewish Legion der britischen Royal Army ein. In Palästina traf er auch Miriam Shiloni wieder. Mit ihr gründete er eine zweite Familie und legte seinen deutschen Namen ab.