Das YIVO Institut for Jewish Research in New York hatte jetzt die Gelegenheit, eine umfangreiche Sammlung von über 200 000 Dokumenten aus dem früheren Besitz von Nachman Blumenthal zu erwerben. YIVO-Direktor Jonathan Brent bezeichnete diese Sammlung als eines der letzten erhaltenen Archive des Holocaust.
Gal Beckerman berichtete darüber am 24. Juni 2019 in der New York Times. Bereits im August 1944 hatte Blumenthal nach seiner Rückkehr aus der Sowjetunion begonnen, mit einer Gruppe von Wissenschaftlern erste Zeugnisse des Holocaust in Lublin und Lodz zu sammeln. Dabei befanden sie sich in einer Doppelrolle, zum einen als objektive Protokollanten des noch frischen Geschehen und zum anderen als Betroffene mit ihren perönlichen Erlebnissen. Gleichzeitig analysierte Blumenthal als Philologe Doppeldeutigkeiten in der deutschen Tätersprache, die bewußt die Verbrechen verschleiern sollten. Er hoffte, daß diese Arbeit bei späteren Untersuchungen und Gerichtsverfahren von Nutzen sein könnte. Die Arbeit seiner Kommission wurde von der polnischen Regierung 1947 beendet, die dann die weiteren historischen Untersuchung in dem neu gegründeten Jüdischen Historischen Institut konzentrierte. 1950 emigrierte Blumenthal wie auch die Mehrzahl der ersten Kommisionsmitglieder nach Israel und setzte dort seine Forschung fort. Die Unmengen von dicht beschriebenen Karteikarten begleiteten nach seinem Tod seinen Sohn Ariel auf dessen Lebensweg von Israel nach London und schließlich nach Kanada. Jetzt warten sie auf ihre Auswertung.
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