Yad Vashem im Deutschen Bundestag – sehenswert.


Was verbindet ein hölzernes Stethoskop, ein schmaler Thoraschrein und ein ausgefranstes Tuch miteinander? Auf den ersten Blick wenig.

Diese drei Gegenstände gehören zu insgesamt sechzehn Objekten, die zur Zeit noch in einer Ausstellung bis zum 17. Februar 2023 im Paul-Löbe-Haus des Bundestages zu sehen sind.
Hier zeigt sie Yad Vashem stellvertretend jeweils für einen Menschen, der wegen seines Judentum ins Exil gegangen ist, verfolgt oder ermordet wurde. Sechzehn Gegenstände, sechzehn Menschen, sechzehn Schicksale.
Alle sind unverwechselbar und berühren einen unmittelbar.

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Das Stethoskop
Hermann Zondeks Stethoskop. TAL
Hermann Zondek im Labor. Gesehen in der Ausstellung.

Das Stethoskop gehört Hermann Zondek, 1933 Chefarzt der I. Inneren Klinik im Urban-Krankenhaus. Als er am 11. März 1933 aus dem Krankenhaus gejagt wird, verlässt er noch am selben Tag Berlin und Deutschland. Er emigriert über die Schweiz und Großbritannien nach Palästina.

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Der Thoraschrein
Leon Daniel Cohens Thoraschrein. TAL
Leon Daniel Cohen. Gesehen in der Ausstellung.

Den schmalen Thoraschrein hat Leon Daniel Cohen, ein Schuster aus Hamburg, angefertigt.
Ein Spruch aus Jesaja12,1 ziert ihn: “Du bist zornig gewesen über mich. Möge Dein Zorn sich abkehren, dass Du mich tröstest.”
Diesen Schrein nahm Cohen bei seiner Deportation nach Theresienstadt mit. Dort stand er dann in einem Kinderheim. Vor seiner Deportation nach Auschwitz vertraute er ihn der Heimleiterin Henrietta Blum an.

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Das Fahnenstück
Das Fahnenstück. TAL
Anneliese Borinski. Gesehen in der Ausstellung.

Das etwas ausgefranste Tuch ist ein Teil der Fahne des Jugendbundes “Maccabi Hatzair”. Die Mitglieder dieses Bundes zerschnitten die Fahne vor ihrer Deportation in zwölf Stücke. Jeder nahm dann ein Stück mit dem Versprechen an sich , einst nach dem Krieg die Fahne in Eretz Israel wieder zusammenzusetzen.
Von dem Hachschara-Hof in Ahrensdorf ist mit Anneliese Borinski nur ein Stück nach Israel gelangt – durch alle Leibesvisitationen und Selektionen hindurch, immer dabei auf dem Todesmarsch und der Flucht zu den Amerikanern.

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Die Ausstellung ist anschaulich und anrührend zugleich, sie ist leise und lässt Raum zum Nachdenken und eignet sich deshalb auch gut für Jugendgruppen und Klassen. Es gibt ein informatives Begleitheft.


Die administrative Hürde dorthin muss man einfach mit Gelassenheit nehmen (sie unten). Die Ausstellung ist es wert.
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Besuch der Ausstellung
Die vom 25. Januar 2023 bis zum 17. Februar 2023 gezeigte Ausstellung kann nach vorheriger Anmeldung montags, dienstags und freitags in der Zeit von 9 bis 17 Uhr sowie mittwochs und donnerstags in der Zeit von 9 bis 20 Uhr im Paul-Löbe-Haus, Eingang West, Konrad-Adenauer-Straße 1, 10557 Berlin-Mitte, besucht werden.
Anmeldungen sind ab dem 16. Januar 2023 per E-Mail unter
ausstellungen@bundestag.de und online unter
www.bundestag.de/parlamentarische_ausstellung möglich.
Aus organisatorischen Gründen wird um eine Anmeldung spätestens zwei Tage vor dem gewünschten Besuchstermin gebeten.
Bei der Anmeldung sind die folgenden Angaben mitzuteilen:
vollständiger Vor- und Zuname,
Geburtsdatum,
Datum und Uhrzeit des gewünschten Besuchs,
E-Mailadresse und Kontakttelefonnummer.
Aus organisatorischen Gründen ist ein Besuchsbeginn jeweils nur zur vollen Stunde möglich. Spätester Besuchsbeginn ist montags, dienstags und freitags jeweils 16 Uhr sowie mittwochs und donnerstags 19 Uhr.

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