Der Weg christlich getaufter Juden im Dritten Reich

Mechthild Klein berichtet am 21.10.2019 im Deutschlandfunk über das Schicksal der christlich getauften Juden im Dritten Reich. Dabei stützt sie sich auf eine jahrzehntelange Forschung der Hamburger Historikerin Ursula Büttner. Sie schätzt ihre Zahl bei der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten auf etwa 120 000. Trotz der schnell sichtbaren und zunehmenden Gefährdung dieser Christen gab es für sie wenig Hilfe in ihrer Kirche. Große Teile der Evangelischen Kirche sympathisierten mit den neuen Machthabern, wenn sie nicht selbst als „Deutsche Christen“ Teil der Bewegung waren. Oppositionelle Kirchenvertreter , die sich in der „Bekennenden Kirche“ sammelten, vertraten teilweise sehr unter-schiedliche Standpunkte. Nur wenige äußerten sich so unerschrocken und unmißverständlich wie der Theologe Dietrich Bonhoeffer. Als einzige sichtbare Hilfe gründete der Pfarrer Heinrich Grüber sein nach ihm benanntes Büro, das christlich getauften Juden bei ihrer Auswanderung half. Ca. 2000 Menschen konnten auf diesem Weg ihr Leben retten.

Christlich getaufte Juden mußten jetzt feststellen, dass ihr Wunsch nach Assimilation und Akzeptanz in einer christlich geprägten Mehrheitsgesellschaft nicht in Erfüllung gegangen war.
Nachdem die jüdische Aufklärung im 19. Jahrhundert auch durch Mendessohns Bibelübersetzung schnell an Einfluss gewonnen hatte, nahm die Zahl der christlichen Taufen unter Juden deutlich zu. Die Taufe war auch häufig die Voraussetzung für eine Karriere im Staatsdienst. Schon vier von Mendelssohns Kinder hatten sich taufen lassen. Die Evangelische Kirche betrachtete diese Entwicklung dagegen kritisch. Mit dem Hofprediger Stoecker stellte sie einen der lautesten Vertreter des damaligen Antisemitismus. Entsprechend dem in dieser Zeit aufkommenden rassistisch geprägten Antisemitismus ließ auch eine christliche Taufe Juden nicht mehr in der Mehrheitsgesellschaft aufgehen.
Diese prinzipiell kritische Einstellung der evangelischen Kirche gegenüber Juden hat auch ihre distanzierte Haltung im Dritten Reich bestimmt.
Für kirchengeschichtlich Interessierte lohnt sich vielleicht einmal die Frage nach dem Umgang mit getauften Juden in der eigenen Gemeinde.
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