Das war erst einmal die letzte Aufführung von “Farges mikh nit – Jiddische Operettenlieder” in der Komischen Oper Berlin. Seit 2015 war dieses Programm mit Barrie Kosky am Flügel und den Solistinnen Alma Sadé und Helene Schneiderman immer wieder zu hören. Mit Liedern überwiegend im New York der Zwanziger und Dreissiger Jahre geschrieben, mit Liedern, die ihre ursprüngliche Herkunft aus Russland, Polen und Ungarn nicht verleugneten. Sie waren in New York in den zahlreichen Spielorten für jiddische Operetten zu hören und ließen für einige Stunden die emigrierten Juden ihre harte Alltagswirklichkeit vergessen.
In diese Musik nahmen die jüdischen Komponisten aber auch Einflüsse der afroamerikanischen Musik auf, und so läßt sich eine Linie weiter bis Irving Berlin und George Gershwin ziehen. Diese Musik gelangte wiederum auch nach Deutschland und Berlin und diente hier den Operettenkomponisten als Anregung.
Kosky führte auf seine besondere, sehr persönliche Art durch das Programm und zeigte immer wieder, wie deutlich sich das menschliche Melodrama in der Musik abzeichnet und wie nahe Weinen und Lachen beieinander liegen. Sadé und Schneiderman sind zwei kompetente Solistinnen, die das Publikum mit ihrer Vortragskunst und ihren schauspielerischen Fähigkeiten zwei Stunden mühelos fesseln konnten.
Zum Schluß erinnerte Kosky mit einigen nachdenklichen Worten daran, in welchen Zusammenhängen, eben auch an den Orten des Holokaust, diese Musik in verschiedenen Melodien erklungen ist. Auch bliebe ein Kind auf der Flucht, immer ein Kind, gleich welcher Hautfarbe, Ethnie, Religion und sonstigen Zugehörigkeit. Die Menschen dürften hier nicht ihre Menschlichkeit aufgeben.
Diese Inszenierung wird in nächster Zeit auf eine Gastspielreise gehen und nicht so schnell wieder in Berlin zu sehen sein. Schade. Das heißt für alle, die bis jetzt nicht die Gelegenheit dazu hatten, sie zu sehen, bei der nächsten Aufführung gut aufzupassen.
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