ZK/U – ein Ort für die Stadtgesellschaft.

Das neugestaltete Zentrum für Kunst und Urbanistik im September 2024. TAL

Am ehemaligen Güterbahnhof Moabit gibt es jetzt neben dem Gedenkort am Gleis 69 auch einen weiteren Anziehungspunkt, das Zentrum für Kultur und Urbanistik (ZK/U) mit seinem gestern eröffneten Gebäude. In der gut besuchten Veranstaltung erläuterten die beiden Protagonisten Peter Grundmann als Architekt und Matthias Einhoff von KUNSTrePUBLIK e.V., einem 2006 gegründeten Künstlerkollektiv, die Entstehung dieses neuen Begegnungsortes.

Ursprünglich war hier ein Stadtgarten als Ausgleichsmaßnahme für die Gewerbeansiedlung auf dem ehemaligen Bahngelände entstanden. 2012 hatten die Landschaftsarchitekten Glaßer und Dagenbach dieses Projekt fertiggestellt. In der Auseinandersetzung um das dort befindliche Gebäude aus Reichsbahnzeiten, eine Lagerhalle mit Büroräumen verbunden, gab es zivilgesellschaftlichen Widerstand gegen den vorgesehenen Abriss. Als Alternative entstand die Vorstellung, dort einen Ort für künstlerische Aktivitäten zu schaffen, der sich in den Stadtteil öffnen sollte.

Zur Übernahme dieses Projektes erklärte sich schließlich KUNSTrePUBLIK e.V. bereit und gründete dafür das ZK/U. In dem Bahngebäude entwickelten sie die unterschiedlichsten Aktivitäten und boten gleichzeitig Künstlern eine zeitlich begrenzte Residenz für Aufenthalt und künstlerisches Schaffen. Dabei wurden die begrenzten Möglichkeiten des Bahngebäudes deutlich. Und das Kollektiv entschloss sich, einen Ausbau dieses Gebäudes in Angriff zu nehmen.

Die Protagonisten Peter Grundmann und Matthias Einhoff. TAL

Das bedeutete eine umfängliche Planung auf die Beine zu stellen, einen kreativen Architekten zu finden, sich eine ausreichende Finanzierung und vor allem politische Unterstützung zu sichern. Peter Grundmann übernahm als Architekt diese spannende und herausfordernde Aufgabe, für die Finanzierung wurden EU-, Bundes-und Landesmittel eingeworben – mit Unterstützung der erfreulich hilfreichen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Als Eigenleistung des ZK/U steuerte Matthias Einhoff das Projekt. Welche Klippen es dabei in den vergangenen vier Jahren zu umfahren galt, schilderten Einhoff und Grundmann sehr anschaulich. Von immer wieder zu lösenden Finanzierungsfragen, massiven Teuerungen durch aktuelle politische Umstände wie Corona und den Krieg in der Ukraine bis zu den Schwierigkeiten, kompetente und preislich akzeptable Gewerke für die Arbeiten im Bestand zu finden. Nicht zuletzt sollte am Schluss ein architektonisch und energetisch vertretbares und für seine geplanten Zwecke funktionales Gebäude entstehen, das auch seine historischen Ursprünge weiter erkennen ließ.

Blick von der Terrasse auf das Bestandsgebäude. TAL

Bei den Führungen wurde deutlich, dass alle Beteiligten das Ergebnis als gelungen betrachten. So wurde die ursprüngliche Lagehalle zu einem großzügigen, jetzt auch beheizbaren Veranstaltungsraum ausgebaut.

Der neue gestaltete Veranstaltungsraum in der früheren Lagerhalle. TAL

Im Obergeschoss sind die lange entbehrten Arbeitsräume entstanden, multifunktional, variabel mit recyceltem Material gestaltet. Ein außen liegender Umgang wird ein ungestörtes Arbeiten in den verschiedenen Räumen ermöglichen.

Statt eines Daches wurde eine Terrasse geschaffen, auf der sich bis zu 600 Menschen versammeln können. Das lässt sofort die verschiedensten Wünsche und Ideen wach werden.

Dachstuhl als Boot ( citizenship ) . TAL

Der alte Dachstuhl, aus Holz mit Dachpappe gedeckt, hat in den vergangenen Jahren dem ZKU zusätzliche Aufmerksamkeit verschafft: Zur Dokumenta 15 war das ZK/U mit einem Beitrag eingeladen. Daraufhin wurde das nicht mehr benötigte Dach auf den Kopf gestellt, zu einem Boot ( citizenship ) umgewandelt und auf dem Wasserweg nach Kassel geschickt. Die Medien begleiteten das Ereignis mit einer umfangreichen Berichterstattung. Bei niedrigen Wasserstand auf der Weser endete die Fahrt leider hundert Kilometer vor dem Ziel.

Offizielle Eröffnung mit Matthias Einhoff, Senator Joe Chialo, Staatssekretär Stephan Machulik, Stadtrat Ephraim Gothe,
Jutta Schauer-Oldenburg. TAL

Die anschließende offizielle Eröffnung mit Gästen aus den verschiedenen Senatsverwaltungen, aus dem Bezirk und der Zivilgesellschaft ging dann in dem heftigen Protest einer Gruppe unter, die die Sicht der Palästinenser in der aktuellen Auseinandersetzung in Nahost unterstützte und sich gegen staatliche Kontrolle im Kulturbereich wandte.

Heftiger Protest vor dem ZK/U. TAL

Wir wünschen dem ZK/U eine fruchtbare und erfolgreiche Arbeit, vor allem auch mit zivilgesellschaftlichen Gruppen aus dem Bezirk.
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Ausblick. TAL