Gewalt lernen – Gewalt ausüben

In Ihrer Kolumne Flugschriften geht Caroline Fetscher im Tagesspiegel vom 2.Juni 2019 der Anwendung von Gewalt als Mittel der Erziehung nach. Über die Schwedin Ellen Key, Paul Federn, einem Wiener Freud-Schüler, und Siegfried Bernfeld gelangt sie zu dem Buch „Die Kindheit ist politisch“ von Sven Fuchs, der sich wiederum auf Lloyd deMause beruft. Auch wenn der Bundestag im Jahr 2000 das Recht der Kinder auf eine gewaltfreie Erziehung bestätigt hat, sieht die Realität weiterhin anders aus. So belegt Fuchs anhand von Erkenntnissen aus der Hirnforschung, dass Gewalterfahrungen in der Kindheit zu ‌Störungen in der körperlichen und seelischen Entwicklung führen. Zum Beweis verfolgt er die verschiedensten Biographien in der Weltgeschichte. Dagegen fehlen Gewalterfahrungen in den Lebensläufen von Menschen, die sich durch ein besispielhaftes Sozialverhalten auszeichnen. Diesen Erkenntnissen geht Fuchs auch in seinem Blog http://kriegsursachen.blogspot.com/ weiterhin nach.

Ähnliche Fragen spricht auch Birgid Becker im Interview mit dem Kinderarzt Herbert Renz-Polster am 4.Juni 2019 im Deutschlandfunk an. Renz-Polster stellt fest, daß es zwischen autoritärer Erziehung in der Kindheit und rechtspopulistischen Einstellungen im Erwachsenenalter einen klaren Zusammenhang gebe. Die Kinder erwerben in den ersten drei Lebensjahren ihre soziale Orientierung, auch zu Herrschaftsverhältnissen und Weltsicht, die dann ihr weiteres Leben bestimmen. So habe die politische Einstellung der Eltern einen überragenden Einfluß auf die ihrer Kinder. Da heute die frühkindliche Erziehung zunehmend mehr durch Institutionen bestimmt sei, übernehmen diese auch entsprechend Verantwortung für die Persönlichkeitsbildung der ihnen anvertrauten Kinder.
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