Dass Prenzlau schon im Mittelalter eine bedeutende und wohlhabende Stadt gewesen ist, bezeugen auf den ersten Blick die zahlreichen Kirchen aus der Zeit, vor allem eindrucksvoll St. Marien, und die umfangreichen Reste der Stadtbefestigung. Prenzlau lag an zwei wichtigen Handelswegen und war mit der Hanse assoziiert.
Bereits im 14. Jahrhundert ist eine erste jüdische Ansiedlung belegt. Nach der Vetreibung der Juden aus Brandenburg im 16. Jahrhundert war der Geldverleiher Löwenhagen in Prenzlau nachweislich der einzige Jude in der Mark Brandenburg.
Unter dem Großen Kurfürsten durften sich ab 1671 wohlhabende jüdische Familien in Brandenburg ansiedeln, um die Wirtschaft nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder zu beleben, so auch in Prenzlau. Es entstand eine Synagoge, nacheinander wurden zwei Friedhöfe angelegt und eine Mikwe gebaut. Auch eine eigene Schule richtete die Gemeinde ein. Die jüdische Gemeinde in Prenzlau war neben Berlin, Brandenburg und Frankfurt / Oder die Viertgrößte in der Mark Brandenburg. Bis 1935 wirkte hier immer ein eigener Rabbiner. Mit dem Beginn der nationalsozialistischen Judenverfolgungen verließen zahlreiche jüdische Familien die Stadt, die Synagoge wurde in der “Reichskristallnacht” zerstört, die Friedhöfe verwüstet und teilweise enteignet. Die letzten Juden wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert.
Heute findet der Besucher noch deutliche Spuren des früheren jüdischen Lebens in der Stadt: Eine Gedenktafel für die zerstörte Synagoge an der Wasserpforte, die Umrisse des alten Friedhofs im Stadtpark mit einem Denkmal aus zerschlagenen Grabsteinen. Polnische und deutsche Schüler haben in einer gemeinsamen Aktion den alten Friedhof mit Feldsteinen markiert.
jetzt als Wohnhaus genutzt. TAL
Mit etwas Mühe und der Unterstützung durch die Stadtinformation findet man auch den neuen Friedhof “Im süßen Grund”. Er wurde Ende des 19. Jahrhunderts angelegt. An einer Bahntrasse und einer großen Bundeswehr-Werkstatt vorbei gelangt man zu der ehemaligen Begräbnishalle und durch einen privaten Gemüsegarten . . . dann doch überraschend auf den neuen jüdischen Friedhof. Hier sind auch jüdische Gefallene des Ersten Weltkriegs begraben. Ein Anlass, über deutsche Geschichte nachzudenken.
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