Jüdisches Leben in Berlin. . .

Im Tagesspiegel vom 16.10.2019 beschreibt ein Beitrag, dessen Verfasserin als Alumna des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk vorgestellt wird und die sich selbst als moderne Frau, Feministin, Akademikerin und orthodoxe Jüdin definiert, ihr Leben im durch eine überwiegend christliche Kultur geprägten Berlin. Eine bedenkenswerte Sichtweise.
Beim Lesen assoziiere ich die Geschichte der Berliner Jüdischen Gemeinde im 19. Jahrhundert, die unterschiedlichen Religionsauffassungen, die zur Gründung der Austrittsgemeinde Adass Jisroel geführt haben, meine Eindrücke vom Ersten Jüdischen Zukunftskongreß, der eine erstaunliche Breite an unterschiedlich gelebter Jüdischer Religion in Deutschland und anderen Ländern präsentierte und die seit Jahren in Israel darüber geführte Diskussion, wieweit das Leben von liberalen Juden durch das orthodox geprägte Feiertagsgebot und Familienrecht bestimmt werden darf. Die Hinweise auf Arrangements und Regelungen, die das Zusammenleben verschiedener Religionen und Religionsauffassungen ermöglichen oder auch erschweren, läßt sich dabei mühelos verlängern. Diese Regelungen können immer nur in einem gesellschaftlichen Aushandeln und in einem Abwägen der persönlichen Prioritäten getroffen werden. Allein die Erfahrung nach jahrhundertelangen Auseinandersetzungen der beiden christlichen Konfessionen in Deutschland hat uns das gelehrt.
TOL-