1893 in Berlin geboren,
1933 nach USA ins Exil gegangen,
1959 nach Berlin zurückgekehrt und hier verstorben.
Das wäre eine sehr verkürzte Lebensbeschreibung von George Grosz. Und doch bildete Berlin für
ihn eine wichtige Klammer und den prägenden Lebens- und Schaffensort.
Hier begann nach Ausbildung in Dresden, Berlin und Paris seine künstlerische Laufbahn mit der DADA-Bewegung und die Zusammenarbeit John Heartfield. Hier verarbeitete er seine Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg und musste sich deshalb wiederholt mit der Justiz auseinandersetzen.
Gesehen im Kleinen Grosz Museum 2024. TAL
Hier entstand aber auch die berühmte Bühnenfassung des „Braven Soldaten Schweijk“ zusammen mit Bertold Brecht und Erwin Piscator nach dem Buch von Jaroslav Hašek.
Aufmerksam die politische Entwicklung beobachtend verließ er noch vor Hitlers Machtergreifung Deutschland in Richtung USA und wurde kurz darauf als erster Deutscher seiner deutschen Staatsangehörigkeit beraubt.
Gesehen im Kleinen Grosz Museum 2024. TAL
In den USA konnte er seine künstlerische Karriere erfolgreich fortsetzen. Es veränderten sich aber Charakter und Themen seiner Werke . . . es fehlte der Berliner Biss.
1959 auf Wunsch seiner Frau ins Nachkriegsberlin zurückgekehrt verstarb er hier noch im selben Jahr. Die Historie gibt als Grund Herzversagen an, die Fama vermeldet Treppensturz unter Alkohol.
Im Berliner Stadtbild tritt er verschiedentlich in Erscheinung.
Berlin hat ihm sogar einen Platz am Kurfürstendamm gewidmet. Wer kennt ihn? Es ist das kleine Dreieck an der Kreuzung Schlüterstraße mit dem Kurfürstendamm.
mit Foto von George Grosz 1959. TAL
Auch in der Neuen Nationalgalerie ist er mit seinen Werken „Stützen der Gesellschaft“ und „Ein grauer Tag“ vertreten. Es fehlte aber das umfangreiche zeichnerische Werk.
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Das zu zeigen hatte sich der 2015 gegründete Verein George Grosz in Berlin e. V. im Kleinen Grosz Museum zur Aufgabe gemacht. Es hatte einen idealen Platz in der Bülowstraße unweit der Potsdamer Straße gefunden – in einer ehemaligen Shell-Tankstelle. Der Schweizer Galerist und Sammler Juerg Judin hatte sie zu einem preisgekrönten Ensemble erweitern lassen.
Zwischen 2022 und November 2024 waren hier neben der Dauerausstellung fünf Sonderausstellungen zu sehen, überwiegend Zeichnungen und Graphiken. Mit Eintrittsgeldern und Spenden allein war aber der Betrieb nicht aufrecht zu erhalten. Das Land Berlin zeigte kein gesteigertes Interesse an diesem Museum. Damit war das Ende dieser bemerkenswerten Initiative und des besonderen Ortes nicht aufzuhalten.
Berlin hat wieder einmal eine Chance vergeben. Schade.
red-