Sein 170.Geburtstag war heute Anlass, Alfred Messel (1853 – 1909) mit einer Berliner Gedenktafel zu ehren.
Zu ihrer Enthüllung hatten die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Aktive Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V. geladen. Die Zeremonie fand an seinem Wohnhaus in der ehemaligen Potsdamer Str. 121 d (Privatstraße) statt, jetzt Bissingzeile 13. Da an dieser Adresse jetzt ein Neubau steht, hat man für die Anbringung der Tafel das Nachbarhaus Bissingzeile 11 gewählt.
Der neue Kultursenator Joe Chialo und Sandra Wehrmann als Vorstandsmitglied der degewo AG sprachen Grußworte. Die Laudatio hatte der Architekturhistoriker Dr. Robert Habel verfasst, aus Krankheitsgründen wurde sie vom Geschäftsführer des Aktiven Museums, Kaspar Nürnberg vorgetragen.
Alfred Messels Name ist vor allem mit seinem bekanntesten Werk, dem Kaufhaus Wertheim am Leipziger Platz verbunden.
Aber in Berlin und anderswo lassen sich noch heute Bauten mit sehr unterschiedlichen Konzepten und Aussehen von seiner Hand entdecken. Sie reichen vom Reformmiethaus, über Krankenhausbauten, Schulgebäuden zu großbürgerlichen Wohnhäusern und Repräsentationsgebäuden für Banken und Versicherungen. Es finden sich aber auch der Entwurf des Pergamonmuseum darunter und die Erweiterung eines pommerschen Schlosses. Im Hansaviertel baute er das großbürgerliche Wohnhaus Lessingstr. 34 (1943 zerstört) im Landhausstil. Wegen der gut belichteten und nur sparsam verzierten Räume wurde es immer wieder als beispielgebend in Fachzeitschriften erwähnt.
Alfred Messel stammt aus einer jüdischen Bankiersfamilie in Darmstadt. Eine Freundschaft aus der Kindheit mit dem späteren Berliner Stadtbaudirektor Ludwig Hoffmann begleitete ihn für sein ganzes Leben, so wohnten beide mit Ihren Familien fünf Jahre Tür an Tür in der Potsdamer Straße und tauschten sich abends regelmäßig aus . Nach dem Studium der Architektur an der Kunstakademie in Kassel und der Bauakademie in Berlin folgten längere Reisen ins Ausland. Nur kurze Zeit blieb er als Wissenschaftlicher Assistent an der Technischen Hochschule Charlottenburg, auch eine Stelle als Professor an der Kunstgewerbeschule Berlin gab er nach wenigen Jahren auf.
Die meiste Zeit seines beruflichen Schaffens verbrachte er als freiberuflicher Architekt. In seinen Entwürfen löste er sich zunehmend von einem historisierenden Baustil und betonte mit Pfeilern eine mehr vertikal gegliederte Fassade. Beispiele dafür sind die Landesversicherungsanstalt am Köllnischen Park und das Wertheim-Kaufhaus in der Leipziger Straße.
Bei seinen Entwürfen für Mietshäuser verfolgte er einen ausgeprägten sozialreformerischen Ansatz. Als Vorstandsmitglied des „Vereins zur Verbesserung der kleinen Wohnungen in Berlin“ verzichtete er bei diesen Projekten auch auf sein Honorar. Er galt als einer der angesehensten Architekten seiner Zeit und wurde für sein Werk vielfach geehrt und ausgezeichnet, unter anderem mit dem Roten Adler-Orden 4. Klasse. Er hat mit seinen Entwürfen eine ganze Generation von Architekten geprägt. Mies van der Rohe hat ihn retrospektiv in der Nachfolge von Andrea Palladio gesehen.
Im Folgenden sind einige seiner Bauten in Tiergarten, Mitte, Charlottenburg, Dessau und Tuczno /Województwo lubuskie / Polen abgebildet.
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