Fördern soziale Netzwerke Gewalt?

Die New York Times berichtet am 22. August 2018 über eine Untersuchung an der Universität von Warwick / UK. Dabei wurden während eines Zeitraums von zwei Jahren 3335 Angriffe auf Flüchtlinge in Deutschland analysiert. Das Ergebnis bestätigt auch die Beobachtung anderer Untersuchung mit einem frappierend eindeutigen statistischen Ergebnis : Wo immer die Kommunikation über Facebook eine Standardabweichung über dem nationalen Durchschnitt liegt, nimmt die rassistische Gewalt um 50 Prozent zu. Alle anderen Variablen sind dagegen bedeutungslos. Auch andere Formen der Internet-Kommunikation lassen in dieser Hinsicht keinen Einfluß erkennen.
Es sind nicht die plumpen Aufrufe zu Gewalt, die sich identifizieren und eliminieren lassen. Es ist das schleichende Gift des Rassismus, das die Algorithmen von Facebook subtil und wirkungsvoll verbreiten. Die Nutzer verändern allmählich ihre sozialen Normen, das Gefühl für richtig und falsch verschiebt sich, so auch die Wahrnehmung der Realität. Sie findet schließlich weitgehend über Facebook statt. Korrekturen über andere Medien oder Informationsquellen sind dann kaum noch möglich. Eine wichtige Rolle spielen in diesem Zusammenhang auch die Superposter, also Facebook-Nutzer, die viele Stunden auf dieser Plattform unterwegs sind und allein durch die Auswahl ihrer Berichte, Bilder, Meinungsäußerungen für unkritische Leser ein Weltbild vermitteln, das stark von der Realität abweichen kann.
Dieses Phänomen, das unter anderem auf Facebooks Bestreben beruht, die Nutzer möglichst lange auf der Plattform festzuhalten, kann nur durch Änderung der Algorithmen angegangen werden. Damit wird Facebooks Geschäftsmodell, möglichst viele Werbebotschaften zu vermitteln, in Frage gestellt. Es läuft also auf eine politische, eine gesellschaftliche Korrektur hinaus. Denn, wenn heute Flüchtlinge angegriffen werden, wer wird morgen als Opfer herhalten müssen? Die Geschichte hält etliche Beispiele dafür bereit.
Die Dringlichkeit einer Korrektur ist unübersehbar.
– art

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