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Friedrich von Ilberg. Staatsbibliothek Berlin, Slg 7 Med. kl / Ilberg, Friedrich von, Nr.1
Neue Kaiser Wilhelms-Akademie. Invalidenstraßen-Seite. Dr. Wätzold [Bearb.] –
Stammliste der Kaiser Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen. Berlin, 1910. Unter CC BY-SA 4.0

Lebenslauf mit Quellenangaben

Friedrich Wilhelm Karl von Ilberg (1858-1916), Leibarzt des Kaisers

Friedrich (Fritz) Wilhelm Karl Ilberg wohnte mit seiner Familie 1914 und 1915 in der Brückenallee 33. Der erste dort geschriebene Brief datiert vom August 1914; die Briefe von 1915 haben dieselbe Adresse. 1916 schreibt er aus der Lyckallee 24, bis 1913 aus Alt-Moabit 89.

Ilberg wurde am 10.08.1858 in Crossen an der Oder (heute Krosno Odrzanskie) als Sohn des Kreisgerichtsrats Christoph August Adolf Ilberg und seiner Frau Louise Franziska, geb. von Muschwitz, geboren. Er studierte von 1878 bis 1882 am Friedrich-Wilhelms-Institut (später Kaiser-Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen) in Berlin und promovierte 1882. Es schloss sich eine militärärztliche Laufbahn an: Seit September 1883 war Ilberg Assistenzarzt im Dragoner-Regiment Nr. 15, wurde 1887 Oberarzt im Garde-Kürassierregiment, 1889 Stabsarzt im Infanterie-Regiment 84 und trat 1887 in die Berliner Militärärztliche Gesellschaft ein.1 Von September 1890 bis September 1893 war er an die 1. Medizinische Klinik der Charité kommandiert. Dort publizierte er 1892 über die Pachydermie, eine Verhornung der Stimmlippenschleimhaut, und zeigte damit bereits ein Interesse an der Laryngologie.2 Danach diente er im Garde-Füsilier-Regiment und heiratete im Oktober 1893 in Magdeburg die 15 Jahre jüngere Margarete Johanne Emilie (1873-1943), geb. Liebau, Tochter eines Ritterguts- und Fabrikbesitzers. Beide waren evangelisch. Das Paar wohnte in Alt-Moabit 89.3 In den nächsten Jahren wurden vier Kinder geboren: Adolf Hermann Konrad (1894-1963), Dorothea Franziska Pauline (1895-1986), Friedrich Wilhelm Wolfgang AugustViktor (1898-1935)4 und Margarete Ehrentraut (1901-1960).

Am 27.01.1897 wurde Ilberg zum stellvertretenden Leibarzt des nur ein Jahr jüngeren Kaisers Wilhelm II (1859-1941) ernannt und stieg zwei Jahre später zum 2. Leibarzt und am 05.12.1905 zum (1.) Leibarzt auf. Wie er ausgewählt wurde, bleibt unklar; seine militärärztliche Laufbahn dürfte von entscheidender Bedeutung gewesen sein – alle drei Leibärzte des Kaisers besaßen einen militärischen Rang, wie auch der Kaiser nach Familientradition militärisch erzogen und ausgebildet worden war. Möglicherweise war auch Ilbergs Interesse für die Laryngologie mitentscheidend, denn sowohl der Vater als auch ein Onkel des Kaisers waren an Kehlkopfkrebs gestorben, so dass die Angst vor dieser Krankheit den Kaiser zeitlebens plagte.5

Wissenschaftlich war Ilberg zwar selbst kaum aktiv, war aber bis in höchste Stellen vernetzt und nahm wichtige Positionen in wissenschaftlichen Gesellschaften ein. So war er ab Oktober 1904 etatmäßiges Mitglied des Wissenschaftlichen Senats der militärärztlichen Kaiser-Wilhelms-Akademie. 1907 wurde er Mitglied des Gründungsvorstands der Robert-Koch-Stiftung zur Förderung der Tuberkuloseforschung – wohl auf Initiative des preußischen Ministerialdirektors Friedrich Althoff.6 Und 1912 wurde er zum Vorsitzenden des Kuratoriums der 1911 gegründeten Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft für die Förderung der Wissenschaften berufen.7 Bei Eröffnungen neuer Kaiser-Wilhelm-Institute trat er neben dem Kaiser auf.8

Seine Funktion als Generalarzt und Korpsarzt des Gardekorps in Berlin konnte er als Leibarzt kaum ausfüllen. Denn er war fast ständiger Begleiter des Kaisers, auf Reisen, bei abendlichem Bankett, Treffen mit internationalen Politikern und Geschäftsleuten. Aus dieser Zeit stammen noch einige Reiseandenken aus China und Skandinavien, die sich in Familienbesitz befinden.9 Die kaiserlichen Leibärzte betreuten nicht nur den Kaiser, sondern auch seine „engere Entourage“.10 Zu Ilbergs Aufgaben gehörte auch, dass er für die Behandlung des Kaisers die besten Spezialisten nach Berlin holte. So operierte 1903 Gustav Spieß, ein berühmter Frankfurter Rhino-Laryngologe, den Kaiser an einem Stimmbandpolypen. Die Familien Ilberg und Spieß freundeten sich an, und 1927 heiratete Wera Spieß Ilbergs jüngeren Sohn August Viktor, der ebenfalls Laryngologe wurde, aber schon 1935 starb. Sein Sohn Christoph von Ilberg führte später als Ordinarius für HNO-Heilkunde und Direktor der HNO-Universitätsklinik in Frankfurt die Familientradition fort.11

Ilberg wurde mit insgesamt mehr als 50 in- und ausländischen Orden ausgezeichnet, darunter 1899 mit dem Ritterkreuz 1. Klasse.12 Die wohl höchste Auszeichnung war Ilbergs Nobilitierung am 27.01.1908 auf Initiative des Kaisers.

Im Ersten Weltkrieg war von Ilberg in seiner Funktion als Leibarzt auch Mitglied des Großen Hauptquartiers, das vom Chef des Generalstabs geleitet wurde.13 Allerdings muss er bereits 1915 so schwer erkrankt sein, dass er nicht mehr am Krieg teilnehmen konnte und ihm verordnet wurde, von Ende Mai „bis November oder Dezember Aufenthalt auf dem Lande zu nehmen“. Seine Tochter Dorothea, frisch gebackene Hilfsschwester, durfte auf Bitten von Ilbergs bei Martin Kirchner, dem Ministerialrat für Medizin, ihr Staatsexamen vorzeitig ablegen, um ihn begleiten zu können.14

Noch nicht 58 Jahre alt, starb von Ilberg am 8. Juli 1916 nachmittags um halb drei „infolge eines Herzleidens“15 in der damaligen Wohnung der Familie in der Lyckallee 24, nahe der Charlottenburger Heerstraße. Seinen Tod meldete die Köchin Emilie Kulling noch am selben Tag auf dem Amt. Der Tod des kaiserlichen Leibarztes war sogar dem British Medical Journal eine Notiz wert.16 Von Ilbergs Grab auf dem Kaiser Wilhelm Gedächtnis-Friedhof in Berlin-Charlottenburg existiert heute nicht mehr.

Ulrike Eisenberg, Berlin

1 Wer ist’s 1911, S. 655; Festschrift zur 50jährigen Stiftungsfeier der Berliner Militärärztlichen Gesellschaft am 20. Februar 1914. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, Berlin 1914, S. 59.

2 Ilberg, Friedrich (1892) Ueber Pachydermie. In: Charité-Annalen 17, S. 239-254. S.a. Kirsch, Frank-Peter (2009) Berliner Militärärzte im Labor von 1870-1895. Med. Diss., Charité Universitätsmedizin Berlin, S. 158.

3 Heiratsurkunde vom 21. Okt. 1893. Magdeburg, Heiratsregister 1874-1923, Zugriff am 03.01.2024 über ancestry.

4 https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1286, Zugriff 23.03.2024

5 Hock, Sabine (2023) Spieß, Gustav. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), frankfurter-personenlexikon.de/node/1286.

6 Hinz-Wessels, Annette (2023) Die Robert-Koch-Stiftung e.V. im Wechsel der politischen Epochen. Ein historischer Überblick von der Gründungsinitiative 1907 bis in die 1960er Jahre. Be.bra wissenschaft Verlag Berlin Brandenburg, S. 29.

7 AMPG I. Abt., Rep. 1A, Nr. 1452, „Kuratorium“. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die KWG in Max-Planck-Gesellschaft umbenannt.

8 Bundesarchiv Bild 183-R15350, Einweihung des Kaiser-Wilhelm-Instituts in Dahlem.jpg, 28.10.1913.

9 Angabe des Urenkels Moritz von Ilberg, E-Mail vom 18.03.2024.

10 Groß, Gerhard P. (2022) Das Große Hauptquartier im Ersten Weltkrieg. De Gryuter Oldenbourg, Berlin, S. 209.

11 Hock, Sabine (2023) Spieß, Gustav. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), frankfurter-personenlexikon.de/node/1286.

12 https://gmic.co.uk/topic/77461-generalarzt-friedrich-%E2%80%9Efritz%E2%80%9C-wilhelm-karl-von-ilberg/ = Germany’s Military Interest Club, Zugriff 17.2.24.

13 https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Google-Galerien/grosses-hauptquartier.html, Zugriff 24.03.2024.

14 Brief von Ilbergs an Kirchner, 19.05.1915. Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin, Slg. Darmstaedter 3g 1900: Ilberg, Friedrich Wilhem Karl von.

15 https://gmic.co.uk/topic/77433-ilberg/ , Zugriff 22.02.2024, Unterschrift unter einem Porträtfoto von Ilbergs.

16 BMJ vom 04.11.1916, S. 639. Hier wurde irrtümlicherweise der 9. Juli als Todesdatum angegeben.

Orden und Ehrenzeichen von Friedrich von Ilberg

Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden, Ritterkreuz I. Klasse (HSEH3a/HSH3a)

Roter Adleroden, IV. Klasse mit der Krone

Albrechts-Orden, Ritterkreuz I. Klasse (SA3a)

Zentenarmedaille, 1897

Fürstlich Schaumburg-Lippischer Hausorden, Ehrenkreuz III. Klasse (SLH.EK3/SLH3)

Orden der Eisernen Krone (Österreich), Ritter III. Klasse (ÖEK3)

Sankt-Stanislaus-Orden, II. Klasse (RSt2)

Militärverdienstorden (Bayern), Ritterkreuz I. Klasse (BMV3a)

Ritterorden der hl. Mauritius und Lazarus, Offizierkreuz (JMuL4/JM4)

Franz-Joseph-Orden, Komturkreuz (ÖFJ2)

St.-Annen-Orden, II. Klasse (RA2)

Osmanie-Orden, III. Klasse (TO3)

Preußischer Kronenorden, III. Klasse

Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Ritterkreuz

Roter Adlerorden, II. Klasse

… königliche Krone zur II. Klasse 1909 erhalten

… Brillanten zur II. Klasse im Juni 1910 erhalten (laut Meldung im Preußischen Staatsanzeiger)

Orden vom Zähringer Löwen, Ritterkreuz I. Klasse, 1908 (BZ3a)

Orden Heinrichs des Löwen, Ritterkreuz I. Klasse (BrH3a)

Verdienstorden Philipps des Großmütigen, Ritterkreuz I. Klasse (HP3a)

Greifenorden, Ehrenkreuz (MG2c)

Hausorden vom Weißen Falken, Komturkreuz (GSF2)

Lippischer Hausorden, Offizier-Ehrenkreuz (SLH.O)

Verdienstorden (Waldeck), III. Klasse (WVK3)

Friedrichs-Orden, Ritter I. Klasse (WF3a)

Danebrogorden, Komturkreuz II. Kreuz (DD2b)

Königlicher Viktoria-Orden, Kommandeur (GV3)

… laut Verleihungsurkunde zuvor schon Inhaber der IV. Klasse (GV4), welche jedoch nicht in den Ranglisten erscheint

Orden der Krone von Italien, Komturkreuz (JK3)

Orden der Eisernen Krone (Österreich), Ritter II. Klasse (ÖEK2)

Päpstlicher St. Gregorius-Orden, Kommandeurkreuz II. Klasse (PGr2b)

Brillanten zum St.-Annen-Orden II. Klasse (RA2mBr)

Greifenorden, Komturkreuz (MG2b)

Hausorden Albrechts des Bären, Kommandeurkreuz I. Klasse (AB2a)

Orden vom Zähringer Löwen, Kommandeur II. Klasse (BZL2b/BZ2b)

Orden Heinrichs des Löwen, Kommandeur II. Klasse (BrH2b)

Militärverdienstorden (Bayern), Offizierkreuz (BMV.O/BMVO)

Erlöser-Orden, Kommandeurkreuz (GE2b)

Orden unserer lieben Frau, Kommandeurkreuz (PV2)

Erinnerungszeichen zur Silbernen Hochzeit 1906

Hausorden der Wendischen Krone, Komturkreuz (MWK2b/MK2b)

Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden, Komtur II. Klasse (HSEH2b/HSH2b)

Orden des heiligen Olaf (Norwegen), Komturkreuz II. Klasse (NO2b)

Stern zum Komturkreuz des Franz-Joseph-Ordens (ÖFJ2mSt)

Preußisches Dienstauszeichnungskreuz

Orden Berthold des Ersten, Komturkreuz II. Klasse (BBI.2b)

Franz-Joseph-Orden, Großkreuz (ÖFJ1)

Stern zur II. Klasse des Sankt-Stanislaus-Ordens (RSt2mSt)

Großherzoglich Hessischer Verdienstorden, Komtur II. Klasse (HP2b)

Orden vom Niederländischen Löwen, Kommandeurkreuz (NL2)

Sankt-Stanislaus-Orden, I. Klasse (RSt1)

Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Komturkreuz

Rote Kreuz-Medaille (Preußen), III. Klasse

Königlicher Viktoria-Orden, Großkomturkreuz (GV2)

Preußischer Kronenorden, II. Klasse mit Stern

Quelle: https://gmic.co.uk/topic/77461-generalarzt-friedrich-%E2%80%9Efritz%E2%80%9C-wilhelm-karl-von-ilberg/ Zugriff vom 28.04.2024