Der Deutschlandfunk berichtet am 18. Juli 2018 über eine Zunahme von antisemitischen Äußerungen im Netz.
Das belegt eine Langzeitstudie von Monika Schwarz-Friesel, Leiterin des Fachbereiches Allgemeine Linguistik der Technischen Universität Berlin.
Sie hat dazu auf YouTube, Facebook, Twitter, in Fangemeinden sowie in den Kommentarspalten von „Süddeutsche“, „Zeit“ und Co. wurden 265.000 Kommentare mit Schlagwörtern wie Jude, Israel, Nahostkonflikt oder Beschneidung gesammelt – mit einem sogenannten Webcrawler, also einem Suchprogramm speziell für das Internet.
Anschließend wurden diese mit einem Text-Analyseprogramm ausgewertet. Die Forscher haben dabei drei Formen unterschieden: Die „klassische Judenfeindschaft“, mit jahrhundertealten negativen Stereotypen, Vorurteilen und Verleumdungen. Den „Post-Holocaust-Antisemitismus“, der sich auf die Scham- und Schuldverdrängung nach Auschwitz bezieht, sowie ein Israel-bezogener Antisemitismus. Anders als die bisherige Antisemitismusforschung, die von einem Rückzug des klassischen Antisemitismus ausging, hat die Studie „Antisemitismus 2.0“ ergeben:
„Die klassische Judenfeindschaft ist nach wie vor die primäre Basis für alle Antisemitismen, egal ob sie von Rechts, Links, aus der Mitte oder von Muslimen kommt.“
Daß sich das Verhalten in der Anonymität der sozialen Netzwerke zum Besseren verändert, wird man kaum erwarten dürfen. Vielleicht ist aber diese Untersuchung ein Anstoß für Medien und Politik, ihre Sprache selbstkritisch zu überprüfen. Nicht ohne Grund hat die Linguistin Elisabeth Wehling gerade auf die Wirkung des politischen Framing hingewiesen.
– art