Die Freiheit der Andersdenkenden?

Haupteingangsbereich der Kunsthochschule Weißensee.
Fotofrafin Angela M. Arnold. Unter CC BY-SA 3.0


Eine Veranstaltungsreihe jüdisch-israelischer StudentInnen der Kunsthochschule Weißensee wurde von der Hochschule abrupt beendet, indem ihnen die Finanzierung entzogen und ihr Internetauftritt gelöscht wurde. Hier wollten sich Israelische StudentInnen kritisch mit ihrer eigenen Position zu Zionismus und zur israelischen Besatzungspolitik im Westjordanland auseinandersetzen.

Yehudit Yinhar, Meisterschülerin an der Kunsthochschule und Sprecherin der Gruppe, die hinter der Veranstaltungsreihe „School for Unlearning Zionism“ steht, äußerte sich in der Berliner Zeitung vom 11.10.2020 folgendermaßen:
„Oft wird ein kritischer Blick erst dann möglich, wenn man den Ort, der dieses Narrativ ausmacht, verlässt“. . . In der benannten Veranstaltungsreihe sei es darum gegangen, eine Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte zugänglich zu machen und auch andere dazu einzuladen, sich solcher Perspektiven anzunähern, was so in Israel kaum möglich sei. „Es ist oft so, eine Gruppe jüdischer Israelis will sich kritisch mit der eigenen Geschichte auseinandersetzen, aber dann kommt der weiße Deutsche und sagt: Nein, das dürft ihr nicht! Als wäre die Definitionsmacht über unsere eigene Geschichte deutscher Besitz. Worauf läuft das hinaus? Werden wir wieder in gute und schlechte Jüdinnen aufgeteilt? Wenn deutsche Institutionen ernsthaft behaupten, dass sie jüdisches Leben in Deutschland schützen wollen und uns dann die Gelder entziehen aufgrund von Verdacht auf Antisemitismus, läuft doch irgendwas ziemlich schief.“


Wieviel Angst und wieviel Unvermögen, sich einer inhaltlichen Diskussion zu stellen, spricht aus den zustimmenden Kommentaren zum Vorgehen der Kunsthochschule? Wie groß muß der politische Druck auf die als selbstbewußt bekannte Rektorin Leonie Baumann gewesen sein, damit sie diesen Schritt vollzogen hat? Die Stellungnahmen der israelischen Botschaft und des American Jewish Commitee weisen daraufhin.


In Deutschland erfährt man im Allgemeinen wenig über die innenpolitische Diskussion in Israel. Die muß man schon in Haaretz nachlesen.
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