Shimon Stein und Moshe Zimmermann, ein schon bewährtes Team, weisen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie im Tagesspiegel auf die Gefahr gesellschaftlicher Verwerfungen in Israel hin. Bei der Identifizierung von besonderen Risikogruppen gerieten früh Alte und gesundheitlich Geschwächte in den Blick. Bei den unterschiedlichen Strategie- und Interessenabwägungen standen sich diese Gruppe und die der Jüngeren und Kräftigeren gegenüber. Schnell wurden in der Zeit der gesetzlichen Ausnahmebestimmungen Assoziationen an die NS-Zeit wach. Die Frage, ob der Mehrheitsgesellschaft zugunsten einer kleinen Gruppe von Alten und Schwachen in diesem Ausmaß Einschränkungen des Lockdown zugemutet werden können, war virulent. Die Begriffe von „Ballastexistenzen“ und „unwertem Leben“ wurden wieder wach. Auch vor dem israelischen Obergericht wurde vor Jahren die Frage des „Gnadentodes“ eines Kindes verhandelt – und abgelehnt.
Ähnliche Überlegungen zu einer gesellschaftlichen Nutzenabwägung werden auch in England und den USA laut. Da ist es dringend notwendig, früh an unverhandelbare ethische Grundsätze zu erinnern – und an die Verpflichtung gegenüber der Generation unserer Eltern.
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Ein Gedanke zu „Gesellschaftliche Verwerfungen in der Pandemie?“
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