Der Konflikt im Nahen Osten, als israelisch-palästinensischer oder jüdisch-muslimischer betrachtet, reicht über hundert Jahre in die Vergangenheit zurück. Seine Ursprünge noch viel weiter. Das wird bei den meisten tagespolitisch bestimmten Stellungnahmen ausgeblendet und die vielschichtige Konfliktlandschaft oft nur noch zweidimensional dargestellt. Da lohnt es sich, differenziertere Informationen außerhalb der deutschen Grenzen einzuholen.
So berichtet Andreas Mink im Schweizer Wochenmagazin Tacheles über zunehmende Kritik der Demokraten an Bidens einseitiger Stellungnahme im aktuellen Nahost-Konflikt und geht dabei auf einen Beitrag von Bernie Sanders in der New York Times ein, in dem Sanders nach den Rechten des palästinensischen Volkes fragt.
Langfristig schwerwiegender als die Kämpfe zwischen Hamas und der israelischen Armee sind die bürgerkriegsähnlichen Kämpfe zwischen israelischen Arabern und israelischen Juden, die noch tiefere Verletzungen als bereits bestehend hinterlassen werden. Jacques Ungar kommentiert sie in derselben Tacheles-Ausgabe. Offenbar nutzen radikale Gruppen unter den israelischen Arabern und israelischen Juden die Gelegenheit, den Konflikt weiter anzuheizen. Die israelische Polizei hat laut Haaretz wenig Erkenntnisse über die beteiligten jüdischen Gruppen wie La Familia und Lehava, die offenbar über soziale Netzwerke die Auseinandersetzungen in den arabisch-jüdisch bewohnten Städten zu organisieren suchen.
Aber es gibt auch besonnene und verantwortlich handelnde Kräfte in Israel, die sich dem Hass und der Gewalt zwischen den Bevölkerungsgruppen entgegenstemmen. Ein wiederum Hoffnung machender Bericht in Tacheles.
Ebenfalls in Haaretz kommt der US-Senator Menendez (Demokrat) als Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Politik zu Worte. Er gilt als Unterstützer Israels, hat aber angesichts der aktuellen Situation in Israel deutliche Kritik an der israelischen und der amerikanischen Politik anzumelden.
Nicht zuletzt verweist die New York Times auf die vielen Unbeteiligten und die zivilen Opfer auf beiden Seiten, wobei die Zahlen eine deutliche Sprache sprechen. Und sie erinnert die am Konflikt Beteiligten, dass sie sich nach Beendigung der Kämpfe der Verantwortung für Kriegsverbrechen stellen werden müssen. Es sind bereits erste Klagen beim Internationalen Kriegsgerichtshof (ICC) eingereicht worden.
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