Die allgemeine Diskriminierung

Im Tagesspiegel vom 4. Dezember 2019 erschien eine Buchbesprechung von Christoph Michael Piorkowski zur allgemeinen Diskriminierung.
Dabei ging die Kulturwissenschaftlerin Heidrun Friese aus Anlaß der Ereignisse in Chemnitz August 2018 in dem Sammelband „Rassismus im Alltag – Theoretische und empirische Perspektiven nach Chemnitz“ den Ursachen dafür nach. Sie beschreibt diese Ereignisse als progromhaft und als Ergebnis einer rassistischen Alltagskultur. Dazu unternahm sie eine Umfrage unter internationalen Studenten, um deutlich zu machen, wie sie als Angehörige von Minderheiten täglich Ausgrenzung erlebten. Diese Untersuchung belegte, dass es Vertretern von gesellschaftlichen Mehrheiten nicht möglich ist, in die Rolle von Minderheiten zu schlüpfen und so ausgrenzende bis menschenfeindliche Reaktionen wahrzunehmen. Dabei ist das Spektrum darin breit und reicht von Wegsehen, herabsetzenden Bemerkungen und Gesten über verweigerte soziale Kontakte zu Nachteilen im beruflichen Fortkommen und bei der Wohnungssuche bis zu verbalen und körperlichen Angriffen.
Ein wichtiges Ergebnis der Untersuchung ist es, dass sich die Mehrheitsgesellschaft ihrer Privilegien bewusst werden muss, um gegen das Problem der menschenfeindlichen Ausgrenzung anzugehen, erscheint es in Form von Rassismus, Islamophobie, Antisemitismus, oder anderer religiöser und geschlechtsbezogener Ablehnung. Das ist eine Aufgabe, die noch selten in der Menschheitsgeschichte angegangen und gelöst wurde, und die sich trotzdem stets von Neuem stellt.
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[Heidrun Friese, Marcus Nolden, Miriam Schreiter (HG.): Rassismus im Alltag – Theoretische und Empirische Perspektiven nach Chemnitz. Transcript 2019, ]