Quo vadis Israel?

Israelische Straßenschilder auf Hebräisch, Arabisch und Englisch
Fotograf Justin McIntosh, – Unter CC BY 2.0

Zweitausend neue Infektionsfälle pro Tag, anhaltende Proteste gegen die israelische Regierung, Gewaltandrohung gegen Regierungsgegner. . . . eine schwierige Gemengelage, in der sich der allseits respektierte Ex-Chef des Mossad Tamir Pardo zu Wort meldet.
Kühl analysiert er die falsche Strategie der israelischen Regierung, die die Pandemiebekämpfung mit einem Krieg gleichgesetzt hat. Damit wurde in der israelischen Gesellschaft, die Kriege aus der Erfahrung in der Vergangenheit als erfolgreiche militärische Auseinandersetzungen erinnert, ein falsches Bild wachgerufen. Ebenso hat die Regierung die ökonomischen und sozialen Folgen der Pandemie falsch eingeschätzt. Sie hat es versäumt, die israelische Gesellschaft darauf einzustellen, dass kontinuierliche Verhaltensänderungen notwendig sind, bis 2021 ein wirksamer Impfstoff gegen das Coronavirus zur Verfügung steht.

Dazu nennt Tamir Pardo vorrangig vier Fehler:
– Unklare und widersprüchliche Anweisungen zum Tragen von Gesichtsmasken.
– Zu lange Bearbeitungszeiten der Corona-Tests.
– Verstoß von Regierungsmitgliedern gegen die allgemeinen Verhaltensregeln in der Pandemie.
– Das nicht eingelöste Versprechen schneller und einfacher finanzieller Hilfe für den einzelnen Bürger.

und stellt einen allgemeinen Vertrauensverlust in das Regierungshandeln fest.
Das kommt auch überdeutlich in den Äußerungen früher eher unpolitischer Israelis und ursprünglicher Netanyahu-Anhänger in Haaretz zum Ausdruck.
Dazu kommen jetzt Berichte von Gewaltandrohungen und Übergriffen rechtsgerichter Gruppen gegenüber Regierungsgegnern, die zur weiteren Spaltung der Gesellschaft beitragen.

Bewunderung verdient in dieser Situation der Generaldirektor von B’Tselem Hagai El-Ad. Er macht im In- und Ausland unbeirrt – auch vor dem Sicherheitsrat der UN – trotz persönlicher Bedrohung auf die anhaltenden Verletzungen der Menschenrechte in der von Israel besetzten Westbank aufmerksam. in Haaretz vom 28. Juli 2020 stellt er folgenden Vergleich an.: ‘It’s Like George Floyd. We Have Our Knee on the Palestinians’ Necks’.
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