.
Der 150. Geburtstag von Lydia Rabinowitsch-Kempner in diesem Jahr ist dafür Anlass, dass vielfältig an die berühmte Bakteriologin erinnert wird. So auch im Tagesspiegel und in den Berliner Ärzt:innen (Ausgabe 08/2021, S. 40/41). Auch eine Tiergartener Straße in der Nähe des Hauptbahnhofes ist mittlerweile nach ihr benannt. Weshalb aber die Berliner Gedenktafel, die sie und die vielen jüdischen Ärztinnen und Ärzte des Moabiter Krankenhauses ehrt, im hintersten Haus (Haus M) des Krankenhausgeländes aufgehängt worden ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Dabei wäre ausreichend Platz am ehemaligen Gesundheitsamt Tiergarten in der Turmstraße neben der Gedenktafel für Georg Groscurth gewesen. Und auch die Aufmerksamkeit der zahlreichen Passanten wäre ihr dort gewiss.
.
– Mittlerweile beschäftigen sich aber Schülerinnen und Schüler des Französischen Gymnasiums und der Theodor Heuss-Gemeinschaftsschule mit versteckten und vergessenen Gedenktafeln im Bezirk.
Der folgende Text war Teil der Ausstellung „Jüdische Ärzte und Apotheker in Tiergarten“, die 2019 / 2020 im Meerbaumhaus zu sehen war:
Prof. Dr.phil.nat. Lydia Rabinowitsch-Kempner
Geb. 22.08.1871 in Kowno/ Litauen,
Studium in Zürich und Bern, da sie als Frau kein Studium im Russischen Reich
aufnehmen konnte
1894 Promotion an der Universität Bern mit dem Thema: Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Fruchtkörper einiger Gastromyzeten
Assistentin bei Robert Koch als einzige Wissenschaftlerin am Königlich Preußischen Institut
für Infektionskrankheiten in Berlin.
1896 als Dozentin Women´s Medical College in Philadelphia/ USA
1898 dort als Professorin ernannt,
Gründung eines Bakteriologischen Instituts und Untersuchungen zum
Nachweis von Rindertuberkulose als häufiger Ursache von Tuberkulose beim Menschen,
Rückkehr an das Institut für Infektionskrankheiten Berlin, dort gemeinsame Forschung mit ihrem Ehemann Walter Kempner, einem Assistenten Robert Kochs.
1902 gemeinsame Forschungsreise mit ihrem Ehemann nach Odessa, um dort bei der
Bekämpfung der Pest zu helfen.
1903 wechselte sie als Assistentin an das Institut für Pathologie / Charité.
1904 Untersuchung der Milch der Meierei Bolle im Auftrag des Magistrats von Berlin und
Robert Kochs.
Nachweis von Tuberkelbakterien in Meierei Bolles Rohmilch. Wegen eines Täuschungsversuchs mit gekochter Milch kam es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit Meierei Bolle im „Moabiter Milchkrieg“. Frau Rabinowitsch-Kempner gewann den Prozeß.
1912 erhielt sie als erste Frau in Berlin vom Kaiser den Professorentitel verliehen
Außerdem trat sie für die Rechte und für die akademische Karriere
von Frauen ein.
1920 übernahm sie die Leitung des Bakteriologischen Instituts im Städtischen
Krankenhaus Moabit,
enge Zusammenarbeit mit Prof. Jacoby und Prof. Benda
Seit 1914 Schriftleitung der Zeitschrift für Tuberkulose
1934 als Jüdin entlassen
Gest. 3.08.1935 in Berlin
art-