Der Fall “Jüdisches Museum Berlin” – was können wir daraus lernen?

Es ist tröstlich, daß nach den ersten aufgeregten Stimmen sich jetzt auch unabhängige Geister wie Moshe Zimmermann, Shimon Stein und Micha Brumlik zu Worte melden. Sie sprechen direkt eine Interessenidentität zwischen dem Zentralrat und der aktuellen israelischen Regierung an. Das Verhalten der offiziellen bundesdeutschen Politik wird als “prophylaktisch-ängstlich” beschrieben, wenn nur der leiseste Anschein der Nähe zur BDS-Bewegung (Boykott-Desinvestition-Sanktion) vermutet wird. Brumlik sieht in dieser faktischen Zensur klare Parallen zu McCarthys Politik Ende der vierziger Jahre in den USA. Müssen sich erst 240 jüdische und israelische Wisenschaftler zu Worte melden und deutsche Politiker auf die Kritikwürdigkeit ihrer Einstellung zu BDS und damit auch zu israelischen Politik hinweisen. Müssen erst Außenstehende freie Rede und den Kampf gegen jegliche Form von Diskriminierung in Deutschland einfordern, wo diese Essentials doch in unserem Grundgesetz geschützt sind. Dafür wäre dann vielleicht ein Bundesbeauftragter hilfreich – wenn man ihn denn überhaupt benötigt -, der jeder Form von Menschfeindlichkeit nachgeht und sie offenlegt.
Zurück zum Ausgangspunkt. Es steht zu hoffen, daß das Jüdische Museum Berlin seine inhaltliche Unabhängigkeit behält und daß die Politik den noch zu findenden Direktor oder die Direktorin nicht wieder über einen konstruierten Anlaß wie einen retweet stolpern läßt. Cui bono?
TOL-