Eric H. Yoffie, Rabbiner, Journalist und Lehrer war zuvor Präsident der Union für das Reform-Judentum. In der Haaretz vom 5. Juni 2020 analysiert er nüchtern die verfehlte Annexionspolitik Netanyahus vor der augenblicklichen weltpolitischen Situation. Neben der handwerklich schlechten Politik wirft er ihm vor allem seine Rede am 24. Mai 2020 vor Beginn des Gerichtsprozesses gegen ihn ( Anklage wegen Betrug und Korruption ) vor. In dieser Rede zeichne Netanyahu ein derartig negatives Bild der politischen Landschaft Israels, wie es schlimmer ein Israel-Hasser nicht hätte zeichnen können. Bei der Frage nach den Beweggründen für sein Verhalten erscheint Yoffie der Wunsch nach Machterhaltung als der wahrscheinlichste.
Damit steht Netanyahu in klarem Widerspruch zu den Vorstellungen der amerikanischen Juden, die gerade vom Geschäftsführer eines jüdischen Think Tanks formuliert wurden: sie wollen einen Jüdischen Staat, der auch den Anforderungen an ein demokratisches Gemeinwesen gerecht wird. Die überwiegende Mehrheit der amerikanischen Juden unterstützt Israel unter dieser Bedingung, aber 57 % lehnen Netanyahus Politik ab. Eine ähnlich klare Position haben vor kurzem Senator Chuck Shumer und zwei weitere Politiker als ausgewiesene Freunde Israels in der Öffentlichkeit vertreten.
In Israel scheint im Augenblick nur die Justiz in der Lage zu sein, Netanyahus Laufbahn als Politiker zu einem Abschluß zu bringen. Die Frage ist dann, welche Politik für Israel verfolgt Gantz danach?
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