Morddrohung gegenüber einem Pianisten

Igor Levit am 8.11.2013.
Fotograf A. Savin unter CC BY-SA 3.0

Der Pianist Igor Levit erhielt jetzt im Tagesspiegel vom 29.12.2019 die Gelegenheit nach einer konkreten Morddrohung gegen ihn, seine Sicht der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Situation zu beschreiben. Neben der Morddrohung erlebt er auch andere hasserfüllte Angriffe auf sich. Er setzt sie in Beziehung zu dem Mordanschlag auf Walter Lübcke, den Kasseler Regierungspräsidenten, zu der Geschichtsklitterung der AfD und den persönlichen Angriffen dieser Partei auf andere Politiker. Dabei zieht er eine Linie vom Antisemitismus über Rassismus, Antifeminismus bis zu einer allgemeinen Menschenverachtung. Er weist auf die Verrohung und Entgrenzung der öffentlichen und privaten Sprache hin. Dabei betrachtet er die verletzende Sprache als ersten Schritt zur gewaltsamen Tat. Hier wird die Würde des Menschen angetastet, angegriffen und verletzt.
Levit beschreibt, wie ihn die persönlichen Angriffe und die allgemeine Bedrohung in seiner künstlerischen Arbeit beieinflussen und beieinträchtigen. Gerade hat er alle Sonaten Beethovens eingespielt und diese umfangreiche Arbeit erfolgreich abgeschlossen.
In der aktuellen Situation erwartet er vom Staat und seinen Bürgern, dass sie die dem Gemeinwesen drohende Gefahr erkennen, dass sie die bedrohten Menschen schützen, den Gesetzen die notwendige Geltung verschaffen und den Geist der Verfassung bewahren.

Zum Komplex von verfolgten Minderheiten äußerte sich die Psychanalytikerin Lilli Gast im Gespräch mit Michael Köhler am 25.12.2019 im Deutschlandfunk. Nach ihrer Auffassung hat die Verfolgung von Minderheiten, auch die der Juden, ihren Ursprung im Affekt des Neids. Sie beschreibt den Neid als abgewehrte Scham. Scham über die Erkenntnis der eigenen Begrenztheit. Diese Begrenztheit sich einzugestehen und anzuerkennen, sei für den einzelnen schwierig und stelle für viele Menschen eine Überforderung dar.
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