Mod Helmy – der ägyptische Arzt aus der Krefelder Straße

Gedenktafel am Haus Krefelder Str. 7 seit 2014


Den Auftakt für die Filmreihe unsichtbar, sichtbar – Jüdisches Leben in Moabit – von Kino für Moabit e.V. veranstaltet – bildete der Film Mohamed und Anna von Taliya Finkel.
Er beschreibt in halb-dokumentarischer Form das Leben des ägyptischen Arztes Mod Helmy im Berlin der Zwanziger Jahre und dann im Dritten Reich und seine Arbeit im Städtischen Krankenhaus Moabit. Dort erlebt er die brutale Vertreibung der jüdischen Ärzte und macht seine Erfahrungen mit den neuen NS-Ärzten, die sie ersetzen. Aus großbürgerlichen Haus und fachlich qualifiziert distanziert er sich bald von ihnen. Sein Vertrag im Krankenhaus wird deshalb nicht weiter verlängert, daraufhin arbeit er in einer Praxis. Als die jüdischen Ärzte ihre Zulassung verlieren, behandelt er auch zunehmend jüdische Patienten.
Bei Beginn der Deportationen bittet ihn eine jüdische Familie um Hilfe für die Großmutter und insbesondere für Anna. Mit Mut und Intelligenz bewahrt er die junge Frau vor Deportation, indem er sie mit falscher Identität in seiner Praxis beschäftigt – zum Teil unter den Augen der Gestapo und sich selbst in Gefahr bringend. – Lange bleibt diese Geschichte wenig bekannt bis schließlich das Ehepaar Sabine und Carsten Mülder Material zusamenträgt und bei Yad Vashem die Anerkennung als Gerechter unter den Völkern beantragt. Das, was diese Geschichte als besonders auszeichnet, ist, daß Helmy der erste Araber ist, der diese hohe israelische Auszeichnung erhält. In der Zeit des unlösbaren Nahostkonflikt ein ausgesprochenes Politikum.
Ronen Steinke, der selbst ein Buch zu Mod Helmy und Anna Soros verfaßt hat, arbeitete bei der Entstehung des Films mit der Regisseurin eng zusammen. Im Film taucht er als Protagonist des Geschehens auf und stellt so das verbindende Element dar.

Lukas Welz, der Moderator des Abends, mit den Schülerinnen und Schülern der Theodor-Heuss-Gesamtschule im Gespräch


Für die Zuschauer war neben dem Film aber noch eine weitere Erfahrung interessant. Auf meinen Vorschlag waren Schülerinnen und Schüler der Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule eingeladen, sich den Film anzusehen und ihre persönlichen Eindrücke zu beschreiben. Sie hatten sich in den letzten Jahren bereits intensiv in einer Arbeitsgemeinschaft Erinnern mit den Judenverfolgungen auseinandergesetzt und waren jetzt offensichtlich davon beeindruckt, daß ein Muslim, ein Araber mutig und klug Juden half und sich als mitfühlender Mensch erwies. Dabei beschrieben sie auch eindrucksvoll, wie sich durch die Erfahrung in der Arbeitsgemeinschaft ihr Interesse für Geschichte und ihre Einstellung zu Juden erheblich verändert hatte.
Ein besonderer Abend. Danke an Kino für Moabit.
TOL-

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