Keine Stolpersteine für München – welche Gedenkkultur ist die richtige?

Stolpersteine in Rom. TAL

Der Münchener Stadtrat lenkt ein. In München werden keine Stolpersteine verlegt werden. So berichtete der Deutschlandfunk am 26. Juli 2018 in seinen Meldungen. Stattdessen wird die Stadt mit Gedenktafeln und Stelen an ermordete jüdische Mitmenschen erinnern. Jahrelange Konflikte waren dieser Entscheidung vorausgegangen, teilweise hatten sie sogar die Gerichte beschäftigt. Der Stadtrat und die Gemeindeleitung der Israelitischen Kultusgemeinde in München und Oberbayern lehnten die in vielen Orten und Ländern verlegten Stolpersteine vehement ab. Die Präsidentin der Gemeinde Charlotte Knobloch gehörte zu den entschiedensten Gegnern der Gedenksteine. Sie mochte sich nicht vorstellen, daß andere Menschen über solche Steine hinweglaufen könnten.
1992 hatte der Künstler Gunter Demnig die Stolpersteine geschaffen und die ersten bereits verlegt.
Diese Form des Gedenkens fand bald solchen Anklang, daß die Steine mittlerweile in vielen Ländern weltweit zu finden sind und ständig neue verlegt werden. Manche Menschen warten mehrere Jahre auf eine solche Verlegung.
Die Entscheidung in München macht nachdenklich. Gibt es die richtige Gedenkkultur? Liegt die Entscheidung über die Form des persönlichen Gedenkens nicht eher bei den Betroffenen und beim Künstler als bei der Stadt?
Bei den Stolpersteinverlegungen, an denen ich teilnehmen durfte, habe ich regelmäßig Zustimmung und Dankbarkeit für diese Form beobachtet. Wenn ich durch die Stadt eile, hemmt immer wieder das vertraute Bild eines Stolperstein meinen Schritt. Ich bemerke, wie ich im wahrsten Sinne stolpere, innehalte, den Text lese und an den beschriebenen Menschen denke. Und dieses bemerkenswerte Kunstwerk wächst weiter und weiter. So wurden in der Berliner Thomasiusstraße durch Oliver Geiger angestoßen von einer Initiative dort in den letzten Jahren über hundert Steine verlegt.
Ich bin den Städten dankbar, die ihren öffentlichen Raum für diese Form des Gedenkens freigeben – und nicht zuletzt Gunter Demnig, der die Stolpersteine geschaffen hat und immer noch verlegt.
-TOL