Wie Terroristen lernen

In der Sendung von Essay und Diskurs am 29. Juli 2018 berichtete die Ethnologin Carolin Görzig im Deutschlandfunk über ihre Feldforschung zum Terrorismus.
Sie leitet seit 2015 im Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung (Halle / Saale ) die Forschungsgruppe “How Terrorists learn”.
Dabei Interessiert sie sich dafür, wie Menschen Gewaltanwendung lernen, aber auch wieder verlernen, wie sie sich radikalisieren und deradikalisieren, wie sie das Gewaltmonopol des Staates in Frage stellen und wie sie ihr Tun selbst einschätzen. Dazu betrieb sie Feldforschung und ging teilweise direkt in die Gruppen hinein. Bei ihrer Arbeit mußte sie sich immer ihrer eigenen Interessenlage und der ihrer Forschungssubjekte bewußt sein. Gerade bei dieser Forschung liegt der Mißbrauch durch staatliche Institutionen oder durch die untersuchten Organisationen nahe. Wegen der Komplexität der Fragestellungen sollten Nachbardisziplinen immer beteiligt werden. So ging es beispielsweise um die Interaktion von Staat und Untergrund, um Verhandlungsstrategien, um das Kopieren von Rollenverhalten. Zentral war auch die Frage von Gerechtigkeit und Vergebung im Rahmen der Transformation von Untergrundbewegungen.
Grundvoraussetzung für einen Lösungsansatz von Konflikten muß es immer sein, eine Ja-Nein-Frage zu vermeiden und statt dessen eine Wie-Frage zu stellen :
Wie sind die Zusammenhänge oder wie soll die Verhandlungsführung angelegt sein?

Die Tatsache, daß hier mit wachem und auch selbstkritischem Blick ein Thema angegangen wird, an dem die Politik schon oft verzweifelt ist, weckt für verschiedene Konfliktfelder wieder Hoffnung auf eine Lösung.
– LOT